Trennung und jetzt Zweifel

Hallo ihr Lieben,

ich bin mit meinem Mann über 20 Jahre zusammen, wir haben zwei Kinder. Beides Schulkinder. Grundschule und Gymnasium.

Ich habe seit 13 Jahren Bulimie, die ich jetzt endlich therapieren lasse. Ich bin dabei mich selbst zu finden und mich zu erkennen.

Dummerweise habe ich in dieser Phase meinen Mann betrogen und mich verliebt.

Jetzt habe ich meinen Mann von dem anderen erzählt. Der Andere hat seiner Partnerin auch von mir erzählt.

Beide haben uns mehr oder weniger raus geschmissen, was ich auch voll verstehe.

Ich weiß nicht warum ich meinen Mann betrogen habe. Wohl weil ich schon länger unglücklich in der Ehe war. Aber selbst erkannt habe ich es nicht.

Statt zu denken und zu reden habe ich wohl gehandelt und mich verliebt.

Ich habe bereits eine neue Wohnung gefunden und bin dabei zu renovieren. Vor der Trennung war ich gedanklich total überzeugt meinen Mann nicht mehr zu lieben und den anderen Mann zu lieben. Er passt einfach iwie zu mir. Spricht aus was ich denke und spürt schnell wie es mir geht usw.

Tja aber jetzt wo ich aus dem gemeinsamen Haus ausziehe und meinen Mann leiden sehe, da zweifle ich an meiner Entscheidung.

Mein Mann leidet sehr. Er weint viel und ist wirklich am Boden zerstört. Ich helfe im Haus so gut es geht, gehe einkaufen, koche und wasche obwohl ich eigentlich wo anders wohne. Die Kinder sind noch nachts bei meinem Mann, da ich zwar in der Wohnung auf ner Luftmatratze schlafe aber die Kinder sollen einziehen wenn auch alles wirklich bewohnbar ist.

Mein Mann ist so nett und verständnisvoll. Er meint ich würde nach Aufmerksamkeit suchen, die Aufmerksamkeit die ich in der Kindheit von meiner Mutter nicht bekommen habe. Dass er mir nicht geben kann was ich derzeit von dem anderen bekomme. Das Kribbeln und Verliebtsein kann er mir nach so langer Zeit nicht geben.

Ach ich weiß auch nicht wie es weiter gehen soll. Ich bin in Therapie, die jedoch aus kostengründen bis Oktober auf Eis gelegt ist. (Private Krankenversicherung und ihre Zicken) Behandelt wird die Essstörung. Nicht meine Beziehung.

Ob mein Mann mich überhaupt nach so einem Vertrauensbruch zurück nehmen würde ist die andere Frage. Aber ich bin jetzt so wahnsinnig unsicher.

Ausziehen und zu mir selbst finden? Zurück in den Ehealltag.

Bei dem anderen fühle ich mich geliebt und bekomme was mir fehlt. Aber irgendwann kommt da wohl auch die Ernüchterung.

Mache ich so einen Mist wegen meiner psychischen Erkrankung? Hat mein Mann recht und kennt er mich wirklich besser als ich mich selbst und weiß wie ich ticke und denke?

Alles blöd.

Jule

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Weißt du, wie wäre es, erstmal zu dir zu finden. Klar kommen im Leben, Wege zu finden mit der Essstörung umzugehen, dir wieder ein stück lebensqualität erarbeiten und dann schauen ob es mit deinem Mann nochmal was wird?

Ich weiß nicht, ob du nach Aufmerksamkeit suchst. und ich weiß nicht ob deine Ekrankung schuld an der Misere ist.

Aus erfahrung weiß ich aber, dass viele nach einer therapie sich von ihrem partner getrennt hatten. Manchmal ist dieser Schritt notwendig um zu heilen. Ob es bei dir so ist, weißt nur du selber.

Mein plan wäre: Zurück zu mir. und dann schaun was kommt!

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Ausziehen ist sicher erst mal besser, komm zur Ruhe und lass Dir zeit mit den Männern. Wenn Dein Mann Dir verzeihen will dann wird das sicher viel Zeit brauchen, und bei dem anderen muss sich ja auch erst mal Nähe entwickeln.

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gibt man eine ehe auf? 20 jahre einfach weg?
wegen ein paar schmetterlingen im bauch?

so sollte eine ehe mit kindern nicht enden.

ziehst du jetzt direkt mit dem neuen zusammen? das wäre ein großer fehler.

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Hi,

aus Deinem Thread entnehme ich das Du bis jetzt noch nie in Therapie warst wg. der Bulimie.

Du schreibst, die Essstörung wird behandelt, nicht die Beziehung.

Glaub mir, es wird eher über Deine Beziehung, Dein Leben, Deine Kindheit gesprochen als über den Akt des Essens und Kotzens an sich.

Ich habe selber auch Bulimie. War schon 2x stationär und in ambulanter Therapie. Das Thema war nie mein gestörtes Verhältnis zum Essen sondern mein ganzes Wesen und in welcher Beziehung ich zu diesem od jenem Menschen stehe ...

Mein Rat an Dich: Kümmer Dich erstmal um Dich selber. Versuche Dinge, die Dich belasten erstmal aus Deinem Kopf zu verbannen.

Mit diesen ganzen Belastungen im Hintergrund wirst Du Dich schwerlich auf Therapeutengespräche einlassen können. Du musst Dich mit Dir selber beschäftigen, das ist total hart und oftmals kommt man zu nicht sehr positiven Erkenntnissen über sich selber ... aber ... es befreit ungemein.

Beste Grüße und Alles Gute, ...

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"oftmals kommt man zu nicht sehr positiven Erkenntnissen über sich selber ."

Kannst du mir hierzu mehr schreiben?
Ich habe selber Bulimie, mal mehr mal weniger, mal wochenlang gar nicht, zur

Therapie war ich noch nicht.

Welche Erkenntnisse über sich erfährt man die dann weniger positiv sind.
Wie ich zu mir nahestehenden Menschen stehe kann ich zum Teil gut einschätzen, z.b. belastet mich das Verhältnis zu meinen Eltern, ich fühle mich nicht immer so geliebt und das ist auch so und nicht nur ein Gefühl.

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ich meine damit sog. "negative Eigenschaften" die jeder Mensch so hat.

In einer Therapie fallen diese umso deutlicher ins Gewicht. Natürlich muss man dahin kommen sich nicht verzerrt wahrzunehmen. "Ich bin die Schuldige, ich bin die Schlechte, ich habe dies od jenes getan/ ich habe dies oder jenes nicht getan"
In einer Therapie denkt man viel nach, über sich, sein Leben, man ist teilweise verunsichert, kann Impulse nicht richtig zuordnen, weiß nicht damit umzugehen. Wir waren damals ein großer Trupp Mädels und vom Grund hatten wir alle an den gleichen Sachen zu knabbern. Wie kann ich dies od jenes deuten, war ich diejenige die sich falsch verhalten hat? War es der andere Part? Habe ich das richtige getan?
Am Anfang steht halt erstmal Verwirrung und man muss lernen zu filtern und die Dinge ins rechte Licht rücken. Ich kann das schwer in Worte fassen was ich genau meine, dieses Gefühl ... Was ich aber weiß, wenn Dinge von "außerhalb" belastend auf jemanden wirken, kommt man gar nicht mehr klar. Dann sitzt man in einer Endlosschleife aus Gedanken, kann nicht richtig aufarbeiten und hat so gut wie gar nichts bei der Therapie "gewonnen" ...
Vielmehr kann der Schuss auch nach hinten losgehen ... Neue Erinnerungen, verdrängte Erlebnisse hat man wieder voll auf dem Schirm, sieht diese plötzlich ganz anders (mit der Bulimie im Hintergrund) und kann diese nicht wirklich aufarbeiten ...

Bulimie ist ja nicht nur "mal eben reinhauen und dann aufs Klo verschwinden" ... Ha! Wenn es das wäre, wäre wohl jeder Betroffene selig ..

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hallo Jule

ich freue mich, das ich Dein Beitrag gefunden habe ! bin nämlich in gleicher Situation

seit 10 jahren verheiratet (wegen schwangerschaft )
2 kinder

...

immer wieder starke krisen in der beziehung, keine gemeinsame interessen
als vater ist er perfekt, aber wenn ich damals als ich schwanger mit meinem erstem kind war die möglichkeit hätte weg zu gehen zurück zu den eltern, hätte ich es gemacht ... wir sind zusammen nur wegen den kindern, schon von anfang an ...

(ich will nicht viel öffentlich schreiben, vielleicht können wir per e-mail kontakt haben)

seit zwei monaten bin ich verliebt, ich habe meinen mann betrogen, habe immer kontakt mit dem anderen, wir schreiben und treffen uns

also bin ich in der phase NOCH VOR DER TRENNUNG

mein mann weiss von nichts

ich brauche hilfe
ich kann nicht klar kommen mit den ganzen gefühlen in mir
die traurigkeit
ich vermisse Neuen so sehr, er hätte auch meine kinder gerne angenommen
aber ich kann es meinem mann nicht antun

bin so verzweifelt, so traurig !!!

würde mich freuen wenn wir beide einen guten weg aus der situation finden ...

ich grüße Dich ganz herzlich und drücke Dir die daumen
Lila