Fetischbeichte vom Partner, wer hat es auch erlebt?

Hallo liebe Urbia-Gemeinde,
heute nutze ich auch mal die anonyme Form des Forums.

Mein Mann und ich sind seit 10 Jahren zusammen und seit ein paar Jahren auch verheiratet.

Am Wochenende hat mir mein Mann sehr unerwartet und auch nur weil es nicht mehr zu verheimlichen war, einen Fetisch gebeichtet. Diesen hat er bereits seit Kindheitstagen und übt ihn heimlich seit mehreren Jahren 2-3 Mal im Jahr aus.
Es ist jetzt kein Fetisch, der mich absolut abstößt, eher hat es mich sehr traurig gemacht, dass er meinte, er könnte mir davon nicht erzählen und er sich dafür geschämt hat.

Ich denke viele haben noch nicht davon gehört und es ist auch nicht so sehr verbreitet. Es handelt sich um einen Gipsfetisch. Er steht darauf mit Beinschienen, Armschienen oder Halskrause durch den normalen Alltag zu gehen. Er sagt, er findet das "eingeschränkte Gefühl" dabei toll.

Um diesen Fetisch auszuleben, ist er also an Wochenenden, an denen ich nicht da war in etwas entferntere Städte gefahren und ist dort spazieren oder Essen gegangen, um diese Situationen mit der Eingeschränktheit zu erleben. Damit das nicht raus kommt, hat er die teilweise gebraucht gekauften Schienen danach entsorgt.

Ich habe ihm jetzt natürlich erstmal Löcher in den Bauch gefragt und kann natürlich seine Sichtweise etwas verstehen, aber nachempfinden kann ich es nicht. Es klingt natürlich auch einfach ungewöhnlich, dass jemand, der keinen medizinischen Grund hat, mit sowas durch die Gegend läuft und es genießt.

Ich habe mich natürlich nicht über ihn lustig gemacht und bin mir auch im klaren darüber, dass ich diesen Fetisch versuchen muss mit ihm gemeinsam auszuleben bzw. auszuprobieren ob ich damit überhaupt klar komme. Sei es nun, dass ich mit ihm wegfahre, damit er das Erlebnis hat oder es selber auch ausprobiere. Dabei kann natürlich heraus kommen, dass ich mich nicht wohl fühle, wenn er diesen Fetisch in meinem Beisein ausübt.

Im Prinzip wollte ich mal hören, ob es da draußen noch andere gibt, die plötzlich mit einem Fetisch des Partners überrascht wurden und wie ihr damit umgegangen seid, was daraus geworden ist usw.

Ich danke euch für eure Antworten.

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Hallo,

bist du dir sicher, dass man das als Fetisch bezeichnen kann? Mich verwirrt diese Herangehensweise und ich kann dir auch sagen warum: ich litt viele Jahre am sogenannten Münchhausensyndrom. Ich habe mich krank gemacht, sei es tatsächliche Krankheiten übertrieben dargestellt oder aber durch bestimmte Handlungen Krankheiten provoziert bzw. hervorgerufen. Dem zu Grunde lag eine unbehandelte psychische Störung hervorgerufen durch eine posttraumatische Belastungsstörung.
Wenn ich nun so etwas wie von deinem Mann lese, klingeln bei mir sämtliche Alarmglocken. Bist du dir sicher, dass es ein Fetisch ist? Oder liegt da vielleicht viel mehr im Verborgenen?

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Ich danke dir für deine Antwort.

Ja, es handelt sich dabei wirklich um einen Fetisch. Er hat es selber als "Leidenschaft" bezeichnet.

Er sagt, er fand Gips schon als Jugendlicher "spannend" und hatte selber nie in seinem Leben einen Gips wegen eines Bruches etc. Außer der "Eingeschränkheit" in der Bewegung, gefällt ihm wohl auch das andere Menschen ihn zuvorkommend behandeln. Und diese Ausflüge erregen ihn auch.

Ich frage ihn viel und bin auch am Überlegen, was für diese Leidenschaft der Auslöser sein könnte.

Er ist sehr selten krank. Höchstens 1-2 mal im Jahr und hat nur öfters mal Probleme mit Kopfschmerzen. Er ist sehr behütet aufgewachsen, d.h. seine Mutter ist wirklich eine sehr übervorsichtige Frau. Er ist auch eigentlich eher der ruhige Typ und hat in großen Gruppen Schwierigkeiten auf andere zu zugehen. Vielleicht lebt er damit seine andere Seite aus?

Ich hoffe nicht, dass dort noch was im Verborgenen schlummert. Ich werde ihm zuhören und gucken, wie es weiter geht. Vielleicht wäre ein Sexual-/Paartherapeut für uns eine gute Möglichkeit dem Ganzen auf den Grund zu gehen.

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Mir gingen ähnlich Gedanken durch den Kopf. Ich dachte an BIID.
"Viele Betroffene versuchen sich Erleichterung zu verschaffen, indem sie Prothesen, Orthesen, Rollstühle oder Blindenstöcke verwenden, womit ein entferntes Erleben der erwünschten körperlichen Beeinträchtigung erzeugt wird. Dieses Vorspielen eines nicht vorhandenen Zustandes wird auch Pretending genannt."
http://de.wikipedia.org/wiki/Body_Integrity_Identity_Disorder

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Ich habe zwar keinen Erfahrungsbericht für dich, möchte dir aber trotzdem sagen, das ich es toll finde, wie du damit umgehst.

Es gibt ja nichts, was es nicht gibt.

Und das du da so verständnisvoll und ruhig reagierst und es sogar in Erwägung ziehst, es mit ihm zusammen auszuprobieren, oder ihn das wenigstens ausleben zu lassen, finde ich toll.

Ich hoffe, ihr kommt auf einen gemeinsamen Nenner.#herzlich

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Ich danke Dir medina,

verständnisvoll ja, aber nicht ganz so ruhig. Mein Kopfkino rast in Endlosschleife.

Ich werde mich an den Gedanken gewöhnen und dann sehen wir weiter.

Ich könnte mir auch viele schlimmere Sachen vorstellen. Dieser Fetisch ist nur sehr ungewöhnlich.

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Hallo

mit Fetischbeichten habe ich keine Erfahrung
Mit der von dir geschilderten Beichte ( muss man sich einfach nur einen gelegentlich freiwilligen Gipsbein-arm, Halskrausenträger vorstellen?!) hätte ich keine Probleme.

L.G.

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Hallo bejona,

mein Mann benutzt für seinen Fetisch momentan sozusagen Orthesen (so komplette Kunststoffschienen für Arme, Knie, Bein etc.), also keine richtigen Gipsverband, womit man als Kind mal Gesichtsabdrücke machte oder Schwangere ihren Bauchabdruck herstellen. Solch einen Gipsverband kann man sich ja schwer selber anlegen. Er bezeichnet sich selber als "Caster".

Wenn er "auf Tour" geht, hat er dann eine komplette Story in petto, um das Tragen jener Orthesen begründen zu können.

Ihm geht es dann wohl hauptsächlich um das eingeschränkte Gefühl, aber auch um das Mitleid bzw. Zuvorkommen der Mitmenschen ihm gegenüber.

Ich bin sehr froh, dass er es mir erzählt hat.

Er hat jedoch auch den Wunsch geäußert, dass ich ihn bei diesen Ausflügen begleite, sowohl mit als auch ohne Cast und an den Gedanken muss ich mich erst gewöhnen. Ihm zuliebe, werde ich es aber auf alle Fälle ausprobieren.

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Schaut mich an wie Ihr wollt, aber ich hätte Spass, ihn manchmal einzugipsen. Liegt aber daran, dass ich das aufgrund meiner medizinischen Ausbildung schon unter Anleitung gemacht habe und das "Gematsche" lustig fand. Sollte man aber ungelernt nicht tun, dabei kann man viel falsch und kaputt machen!

Es gibt viele Fetische, die mir echt nicht behagen würden oder starke Abneigungsreaktionen bei mir hervor rufen würden. Das hier gehört definitiv nicht dazu, damit könnte ich mich prima anfreunden.

Allerdings würde ich dabei bleiben, dass er/ihr den Fetisch nur dort ausübt, wo ihr unerkannt bleiben könnt. Es ist sicher schwierig zu erklären, warum der Kollege einen am Wochenende mit Gipsarm gesehen hat und am Montag ist der Gips auf einmal verschwunden..

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#rofl

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Wasn? Matschepampe ist doch toll?

#schein

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Es gibt so viel "schlimmere" Fetische, so dass ich den deines Mannes harmlos finde.

Wenn es mein Mann wäre, würde ich viel fragen, seitwann, wie genau es sich dabei fühlt, ob es ihm peinlich ist, ob er andere kennt mit dieser Neigung. Mir würden unendlich viele Fragen einfallen. Vielleicht verliert sich Bedürfnis, weil er es jetzt nicht mehr heimlich tun muss. Vielleicht versteht er es/sich auch besser, wenn er darüber reden kann.

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Huhu baerlin,

ich frage meinem Mann immer wieder Löcher in den Bauch. Mein Kopf versucht das Thema aus allen möglichen Blickwinkeln zu beleuchten.

Die Gemeinschaft der "Caster" ist nicht sehr groß und er tauscht sich ab und an in einem Forum aus. Mit "heimlich" hat es wohl nichts zu tun. Er wird Ende des Monats, wenn ich meine Freundin besuche, wieder unterwegs sein.

Vielleicht ist es dann ja im nachhinein für ihn doch anders, weil ich nun davon weiß. Wir werden es sehen.

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Beim lesen muss ich immer etwas schmunzeln. Ich bin schon so alt, dass ich mit den altersbedingten Bewegungseinschränkungen Schwierigkeiten habe und dein Mann macht es freiwillig. Eigentlich müsste er froh sein, sich noch so gut bewegen zu können.

Irgendwann muss es dafür doch einen Auslöser gegeben haben.

Vermutlich will dein Mann es auch gar nicht verstehen wollen, weil es ihm Spaß macht.

Versuch damit klar zu kommen. Es gibt weitaus Schlimmeres.

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Hallo,

ich glaube letztes Jahr bei Galileo eine Reportage gesehen zu haben über eine Frau, Mitte 50, die freiwillig im Rollstuhl saß. Ihr Traum ist es ein oder beide Beine amputiert zu haben. Sie suchte seit Jahren nach einem Arzt, die ihr die Beine abnehmen würde. Aber sie fand keinen, weil sie körperlich völlig gesund ist.

Sie sitzt im Rollstuhl oder geht auf Krücken. Seltsamerweise gönnt sie sich 1-2 Mal im Jahr einen Ski-Urlaub, wo sie ganz normal Ski fährt. Sie genießt es durch das Sitzen im Rollstuhl körperlich eingeschränkt zu sein, schon seit sie ein Kind war. Ich glaube, sie war mal krank und musste im Rollstuhl sitzen. Sie genoss enorm die Aufmerksamkeit damals.

Ich glaube es gab eine Bezeichnung für diese Art "Fetisch" wie du es nennst. Es war, wenn ich mich recht erinnere, eine psychische Krankheit oder Störung.

Liebe Grüße
Maux

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Ich glaube die Grenze zwischen einer Leidenschaft und einer psychischen Störung ist bei meinem Mann da noch nicht überschritten. Sollte er in naher Zukunft, nur noch mit Hilfe solcher Ausflüge "erregt" werden können und damit ein "Zwang" für ihn entstehen, ist da sicherlich Handlungsbedarf.

Momentan scheint es ja für ihn nur ein gelegentliches Rollenspiel zu sein.

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http://de.wikipedia.org/wiki/Body_Integrity_Identity_Disorder

Ich hab das vor kurzem auch im Fernseh gesehn. Ich bin dann noch einige Zeit in Foren gegangen und hab da gelesen weil ich das gar nicht glauben wollte, was die da erzählten.Es gibt Menschen, die hacken sich sogar Finger ab, nur um glücklich zu sein.

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Ich glaube ich bin die Erste, die es sagt, aber der Bericht ist ja auch noch garnicht so alt:
"SO IST ES MIR AUCH ERGANGEN".
Ich bin mit meinem Mann nun schon 12 Jahre verheiratet und 14 Jahr zusammen. Vor knapp 2 Jahren habe auch ich, da er nicht mehr drumrum kam, von seinem Fetisch für Gips erfahren.

Mittlerweile hatte er auch noch den Mut mir von einem weiteren Fetisch für Rollstühle zu berichten. Ich bin mir ganz sicher, was schlimmer ist...

Mit BIID hat das alles nichts zu tun!!!

Mein Mann liebt es zB auch nicht selbst einen Gips zu tragen oder im Rolli zu sitzen. Er sieht dies lieber an Frauen. Schöne Frauen, schlanke Frauen, geile Schuhe!!!

Auch ich habe erst gedacht, dass er mich verarschen will, denn von so einem Fetisch hatte ich zuvor noch nie gehört.

Mittlerweile bin ich dank Internet um einiges schlauer.

Da ich sexuell alles andere als verklemmt bin, habe ich es auch beides schon an kinderfreien WEs mit ihm ausprobiert. Mein Fazit lautet: Der Sex ist göttlich - der Fetisch nicht ganz meins, aber für den geilen Sex drücke ich da ab und an ein Auge zu.

Manchmal habe ich allerdings auch Tage, an denen ich mir wünsche, dass er mich auch ohne Gips/Rolli so begehren würde. Er ist angeblich sehr froh, dass er sich mir gegenüber outen durfte und wir nun offen darüber reden können bzw. er mir auch beim "normalen" Sex von seinen Phantasien erzählen kann. Leider ist mein Mann im Gegensatz zu mir etwas verklemmter und rutscht immer wieder gerne in sein altes heimliches Muster zurück. Dies führt immer mal wieder zu Konflikten bei uns. Meißt merke ich das daran, dass es weniger oft sexuellen Kontakt gibt. Er sucht dann auch häufig Kontakt zu Gleichgesinnten im Netz oder guckt sich diesbezüglich andere Frauen an bzw. dank einiger Netzwerke ist sogar ein persönlicher Austausch möglich...das ist bei mir ein absolutes NoGo...

Mit Kindern ist es natürlich auch selten möglich diesem Fetisch zu fröhnen. Gedanken mache ich mir auch, ob ich im Alter, wenn die Kinder groß sind, denn dazu noch Lust habe...

LG erstmal!

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Toll, dass ihr das zumindest zeitweise zusammen gelöst bekommt.

Ich hoffe wir schaffen das auch.

Ich habe in den letzten Wochen gemerkt ,dass mich dieser Vertrauensverlust doch viel mehr mit nimmt, als ich gedacht habe. Das ich misstrauisch werde, eifersüchtig und momentan auch keine Nähe mehr zu lassen kann.
Ich habe mir jetzt Hilfe geholt bei einer Familientherapeutin und hoffe ich komme aus meiner Gedankenspirale raus und wir bekommen das zusammen wieder hin.

Mein Mann ist tatsächlich auch eher der verklemmte Typ. Er guckt zwar auch gerne die Bilder anderer an, aber wichtiger ist es ihm mit z.B. einem Aircast Walker und Krücken selber auf Tour zu gehen.

Ich bin gespannt und auch ein wenig in Sorge was da in Zukunft vielleicht noch auf uns zu kommt.

Danke für deine Geschichte!

LG

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hallo, erstmal möchte ich dazu gratulieren, wie du damit umgehst.

und ich kann deinen mann sogar verstehen: ich würde es keinen fetisch nennen, aber ich bin schon als kind gerne im rollstuhl herumgefahren, z.B. dem von meiner oma. auch heute noch setze ich mich immer mal in einen rollstuhl, wenn sich die gelegenheit ergibt