Neuer Freund klammert/macht Druck in Prüfungsphase

Hallo zusammen,

ich hoffe ich bin hier richtig, ich hab lange überlegt ob ich mich in einem Forum mitteilen soll, aber so langsam werd ich wahnsinnig.

Zum Problem:

Ich (32) studiere, mein Freund (28) ist gerade arbeitslos und kann auch grad wegen einer Krankheit nicht arbeiten/ist auch wegen Depressionen in Behandlung. Ich bin seit 2 Monaten mit ihm zusammen, es ging ziemlich schnell, wir haben uns auf Anhieb gut verstanden, viel geredet, er kennt fast alle meine Leichen im Keller und ich seine. Wir haben verdammt viel Zeit zusammen verbracht und ich war auch mal mehrere Tage am Stück bei ihm und es war wirklich sehr schön. Es war toll wie er sich um mich bemüht hat, mir Komplimente gemacht hat usw (War ich nicht gewohnt durch die Beziehung davor) ...Aber naja am Anfang hatte ich auch gerade mehr Zeit, hatte grad keinen Nebenjob und mein Semester war an einem nicht so stressigen Zeitpunkt.

Jetzt hab ich seit Mitte Februar meine Prüfungsphase (insgesamt 6 Klausuren), mit 1-2 harten Klausur(en) pro Woche im mathematisch-technischen Bereich, es ist also nicht nur Auswendiglernen, sondern auch Rechnungen etc. anwenden.
Ich hab ihm von vorn herein gesagt, dass ich da meine Zeit brauche,da ich mich beim Lernen zurückziehe(damit ich mich nicht von allem ablenken lasse) und wir uns nicht so oft sehen können, ich mit dem Kopf woanders sein werde usw.
...Aber er versteht es nicht, er wirft mir vor, dass ich mir doch x Minuten Zeit am Tag nehmen könnte für ihn (das in der Woche wo ich 3 Tage zwischen 2 Klausuren hatte und wirklich jede Sekunde versucht hab zu lernen)
Ich bin auch am Anfang der Klausurphase mehrfach zu ihm gefahren, hab aber auch gemerkt, dass ich dort zu sehr abgelenkt werde und dort garnicht lernen kann (was er auch nicht wirklich versteht)

Er setzt mich unter Druck mit so Sachen wie: Also ich kenn keinen der so lange lernt wie du! Statistisch gesehen bringt das nix wie lange du lernst! - Hat aber selbst überhaupt nicht studiert!

Auch wird er sehr schnell emotional, zickig, depressiv und traurig und lädt seinen Frust darüber, dass ich keine Zeit hab oder "kalt" reagiere etc. dann bei mir ab (obwohl er eigentlich bis nach den Klausuren warten wollte, schafft es dann aber nicht zu warten)
Er erzählte mir dann, dass er richtig schlecht schlafen konnte, teilweise sogar sich reingesteigert hat in Ideen und sich dann nicht getraut hat, mir zu sagen das er denkt ich wolle mit ihm Schlussmachen (nur weil ich ihm nicht so oft und lieb geschrieben hab wie sonst)
... und hat das alles in sich hineingefressen, bis einen Tag nach meiner Klausur, wo wir dann 3 Stunden am Telefon diskutiert haben und ich hatte das Gefühl, dass er ständig eine Entschuldigung von mir erwartet hat, weil es ihm so schlecht ging und ich nicht auf ihn eingegangen bin, obwohl ich davon garnichts wusste!

...ja es tut mir auch leid, dass ich keine Zeit hab, aber etwas Verständnis und Unterstützung hätte ich auch gerne...

Auch bin ihm da zu pragmatisch, dass ich mich einfach auf die Klausuren fokussiere ist ihm suspekt.... er fordert ein, dass ich ihn doch als etwas tolles empfinden sollte, "bei dem ich meine Batterien wieder aufladen kann" - aber so empfinde ich einfach nicht. Meine Priorität ist in der Klausurphase nunmal die jeweilige Klausur.

Dieser Druck, dass ich mindestens X Minuten Telefonieren und x mal sms schreiben soll, die dann auch noch lieb und nett und süß sein sollen, damit kann ich schwer umgehen...und das er mir das schlechte Gewissen macht, dass ich dann nicht einen Schalter umlege und super gechillt bin, der sorgt dafür das ich meine Klausuren verhaue, weil ich mir wegen ihm und uns n Kopf mache anstatt zu lernen....

Zudem kommt dann halt noch, dass ich auch mal allein sein kann und möchte, bin da eher ein selbstständiger Mensch, finde es gut, wenn man nicht immer permanent aufeinander hockt und jeder auch sein eigenes Leben hat. Er sucht sehr viel Nähe, schreibt auch ständig mit Freunden/Bekannten, kann kaum allein sein (auch wegen seinen Depressionen)... und ich beführte das das vielleicht mit meiner Art ein Problem wird. Bzw. es vielleicht auch zu schnell am Anfang ging und hab das Gefühl sowas wie Eltern kennenlernen etc. und Gespräche das er gerne irgendwann mit mir zusammenziehen würde bei knapp 2 Monaten schon etwas zu früh waren.

Ich hätte da gerne mal ne Aussensicht oder Erfahrung von anderen, ich weiss das ich nicht unschuldig bin an Teilen des Problems, aber ich frag mich halt, wie das ist wenn ich dann wieder mehr in der Uni bin und mein neuer Nebenjob richtig losgeht, ob er dann auch jedes Mal so vorwurfsvoll reagiert und Panik schiebt, dass ich ihn loswerden will, nur weil ich (jetzt während der Klausurphase) mal weniger "lieb" Gute Nacht gesagt habe o.ä.


Ich danke euch schonmal für eure Hilfe, weiss da grad echt nicht mehr weiter und frag mich ob ich überreagiere oder keine Ahnung

Lg Lina

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Es gibt Dinge, die können Außenstehende nicht nachvollziehen.
Ich habe Jura studiert, da scheiterst du genauso daran, jemand anderem den Stress und Druck der Prüfungsphase zu erläutern.
Und umso hart das klingt, es hat einen Grund, warum man sagt 'Gleich und gleich gesellt sich gern'. Er lebt in einer anderen Welt, kann es nicht nachvollziehen was es heißt zu studieren und mag sich offenbar auch nicht in dich reinversetzen.

Ich würde mich auf's Lernen und die Uni konzentrieren. Du legst gerade den Grundstein für dein gesamtes Berufsleben. Ob er hingegen in 5 oder 10 Jahren noch dein Partner ist, weißt du nicht. Schau wie es weiterläuft und wenn er weiterhin kein Verständnis aufbringt, ist er einfach nicht der richtige Partner für dich.

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Hey Anna,

danke für deinen Comment.

Ja das wir dann doch Welten entfernt sind dämmert mir leider auch so langsam.
Wir haben außerhalb des Beruflichen halt so viele Gemeinsamkeiten (Hobbies, Musikgeschmack etc....) aber so wie sich herauskristallisiert bin ich doch bei weitem nicht so emotional und bedürftig nach Nähe wie er. Bzw. habe ich evtl mehr Ehrgeiz oder bin fokussierter? In meiner letzten Beziehung hatte ich zwar auch wenig Verständnis für mein Studium bekommen, aber dennoch wurde akzeptiert, dass ich lernen musste...

Das jetzt sind noch nicht mal Abschlussprüfungen gewesen, sondern nur viele "normale" Klausuren auf einmal.
... so instabil wie er mir grad vorkommt (obwohl er es leugnet) wird das meiner Meinung nach wohl auch nix sein, wo er je mit klarkommt und mir dann wahrscheinlich auch irgendwann vorhalten wird #klatsch

Auch hat er mir jetzt erzählt, dass eine Ex nie Zeit hatte für ihn, da sie neben dem Fulltime Job noch studiert hat und er ihr wohl des öfteren gesagt hat, dass sie das Studium doch sein lassen solle, sie ja keine Zeit für ihn hätte, nie bei ihm sein wollte, sondern lieber zuhause.... und jetzt erzählt er mir das -so nebenbei- und freut sich jetzt wie n kleines Kind, dass sie das hingeschmissen hat. Da schrillen bei mir schon wieder Alarmglocken, oder übertreibe ich da?

#gruebel

vielen Dank :-*

lg

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Hallo
ich finde Du reagierst nicht über, mir wäre das auch viel zu viel.
Ihr seit gerade mal 2 Monate zusammen und ich lese hier Red Flags ohne Ende... noch ist es Zeit zu gehen ohne großen Herzschmerz und genau das würde ich an Deiner Stelle tun. Wie soll es denn erst werden wenn Du mal Vollzeit arbeitest?
LG und alles Gute

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BITTE zieh Deine Art zu lernen durch - ohne Rücksicht auf Verluste! Alles andere würdest Du bitter bereuen.
Mach ihm nett aber überaus deutlich klar, dass Dein Studium für Dich wichtig ist und er vorübergehend(!) damit leben muss, sich danach zu richten. Wenn er damit ein Problem hat, ist das allein seine Sache.
Klingt jetzt furchtbar herzlos, aber ER ist der Egoist, nicht Du.
Dein Studienabschluß bleibt Dir, bei dem Mann weißt Du das nicht.
Handy aus - und kein schlechtes Gewissen! Du brauchst Dich echt nicht unter Druck setzen zu lassen.
Ich wünsche Dir viel Erfolg!
Mir fällt gerade ein, dass eine Freundin bei ihrem Master sogar zu den Eltern zog, um in Ruhe lernen zu können. Ihr Schatzi war zwar auch verschnupft, hat es dann aber verstanden.
LG Moni

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Ich kann nur von meinen eigenen Erfahrungen sprechen. Ich war schon in Beziehungen in denen der Partner geklammert hat, aber ich war auch schon die Klammernde. Meiner Erfahrung nach neigen Menschen in Beziehungen dazu zu klammern, wenn sie sich des Partners nicht sicher sind. Der Partner geht dann auf Abstand und man klammert noch mehr bis die Beziehung scheitert.

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ganz ehrlich, er ist 28 arbeitslos und braucht eine Therapie, ist das deine Lebenserwartung?

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Genau das habe ich auch gedacht. Es ist außerdem so offensichtlich, dass es zwischen den beiden nicht passt. Nach 2 Monaten schon so ein Theater #augen

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Sein offenbar geringes Selbstwertgefühl ist nicht dein Problem. Ich kann dich total nachvollziehen, hätte in den Prüfungsphasen auch für nichts anderes einen Kopf. Einmal hab ich bis nach Mitternacht gelernt und eine Freundin angerufen, weil ich vollkommen vergessen habe, wie spät es schon ist. Das ist so, und das ist normal. Meinen Freund habe ich ebenfalls im Studium kennen gelernt, gleiches Fach, da brauchte ich nichts zu erklären. Da kam es durchaus vor, dass wir uns mehrere Tage nicht gesehen haben, nur mal abends eine (!) Nachricht geschrieben, obwohl wir nur 5 Minuten auseinander gewohnt haben. Prüfungsphasen sind einfach mega stressig, und in dieser Zeit dir ein schlechtes Gewissen machen zu wollen und dich runterziehen wollen geht einfach nicht. Ich würde es mit einem deutlichen Gespräch versuchen, entweder er reißt sich dann zusammen oder ich sehe da wenig Chancen für die Zukunft.

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Und was liebst du an ihm?


Wärd ihr seit mehreren Jahren ein Paar, hättet schon glückliche Zeiten gehabt UND du würdest hier sehr konkret schreiben, was du - trotz der Probleme - an ihm liebst,
DANN würde ich anderes raten. Gespräche, Kommunikation, Paartherapie, mit den behandelnedn Ärzten sprechen usw.

Da ihr erst seit kurzem zusammen seid
und es jetzt schon so los geht
- trennen.

Wie soll es denn mit euch weiter gehen?
Erpressen macht er ja schon.
Kommunikation schwierig.
Durch die Prüfungen hast du keine Nerven dafür (verständlich).

Mach deine Prüfungen. Konzentrier dich darauf.
Wenn du danach wieder Luft hast, kannst du dich in der Liebe neu orientieren.
Zu ihm hin (wobei ich das nicht machen würde, bei dem wie er sich gerade verhält) oder insgesamt.

Wären es nur die Prüfungen - ohne seine Ängste, Probleme, seine Art mit dir umzugehen - hättet ihr nach deinen Prüfungen Chancen euch neu kennen zu lernen.

GERADE WEIL ihr erst so kurz beisammen seid, sollte ihm doch eigentlich klar sein.
Entweder ihr wuppt / übersteht die Prüfungsphase oder halt nicht. Wenn nicht, waren es zwar Schmetterlinge, aber wohl eher nicht die ganz große Liebe. Und wenn es die ganz große Liebe wäre, fände ich Erpressungen extrem mies.

Wenn er solche Verlustängste hat, sollte er diese angehen.

Ist er überhaupt in Behandlung?
Ja, es steht jedem zu krank zu sein, schwer krank zu sein.
Aber ein weiterer Faktor wäre für mich, ob sich jemand Hilfe sucht / Hilfe durch Fachpersonen annimmt - oder NUR erwartet, dss Partner/Freude endlos darauf Rücksicht nehmen.

Als Partner bin ich bereit Rücksicht zu nehmen, aber NICHT dazu Therapeuten etc. zu ersetzen.
Wer krank ist und sein Verhalten an anderen auslässt, das kann ich nicht. Vorübergehend bis Hilfe greift, wenn aktiv gesucht wird, ok. Wer endlos sich seiner Krankheit hingibt, nicht.

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Also erstmal: man muss sicher nicht studiert haben, um Statistiken zu verstehen und lesen zu können (ich selbst habe übrigens studiert 😜). Ja er hat recht, 24/7 lernen bringt eigentlich nicht wirklich was. Pausen sind durchaus sinnvoll.

Jetzt kommt mein ABER:
Ihr seid erst ganz frisch zusammen. Und schon jetzt hapert es enorm. Er versucht dich emotional richtig zu erpressen. Du bist nicht dafür verantwortlich, dass er gut schläft oder Gedankenkarussell hat oder glücklich ist oder so.

Ich denke, wichtig wäre als Paar, einen Mittelweg zu finden. Aber ihr schafft es jetzt schon nicht, gegenseitiges Verständnis aufzubringen und er schafft es absolut gar nicht, zurück zu stecken ohne es persönlich zu nehmen (finde ich persönlich höchst unattraktiv).

Ich würde also ganz stark überlegen, ob diese Beziehung wirklich Sinn macht auf Dauer.

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Huhu Esistjuli,

Danke für deinen Beitrag.

Ja mir ist bewusst, dass meine Art zu lernen extrem ist. Ich hab auch am Anfang wirklich versucht bei ihm zu lernen oder die Zeit aufzuteilen. Aber irgendwie klappte das garnicht, das war so wie: ich reich ihm den kleinen Finger und er nimmt den ganzen Arm...

Je mehr ich ihm entgegen gekommen bin desto fordernder war er, er hat absolut nicht verstanden, dass ich Zeit X brauche zum lernen. hab dann irgendwie instinktiv aus Selbstschutz gesagt, dass ich nicht mehr beim ihm lerne, ich bin nur 2-3 mal bei ihm gewesen in der Zeit und ihm gesagt, dass wir auch nicht mehr jeden Tag x Stunden telefonieren können.

Natürlich mache ich auch Pausen, aber die brauche ich für mich zur Entspannung und ohne indirekte Vorwürfe, die irgendwie im Vorfeld schon das Klima vergiften... Das geht mir total auf meine mentale Substanz.

Das hab ich ihm auch gesagt, kam aber nicht an...

Vielmehr machte er mir Vorwürfe, dass er doch derjenige sein muss, der mich "aufrichtet und mir Kraft gibt"...so gefühlsbetont bin ich aber nicht, hatte da mehr das Gefühl, dass er das grad braucht...ich verzweifel nicht bei lernen, sondern hab den Tunnelblick und versuche so viel wie möglich in den Schädel zu bekommen (Heulen oder jammern kommt da nicht vor #augen)

Wie du schon sagtest, das persönlich zu nehmen führt eher dazu, dass ich mich weiter distanziere, als seine Nähe zu suchen...merkt er aber auch nicht und ich hab bisher keinen Nerv bzw keine Energie gehabt es anzusprechen...

lg Luna

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Ich habe wenig Verständnis für deinen Partner. Besonders Klausurphasen sind zeitlich begrenzt, das sollte eine Beziehung verkraften können.

Mein Mann ist vor dem Examen sogar eine Zeit lang wieder zu seinen Eltern gezogen. Natürlich wäre es mir anders lieber gewesen, aber es war in diesem Moment für ihn wichtig.

Es geht deinen Freund gelinde gesagt Nichts an, wie du lernst oder was du brauchst. Jeder findet seinen Weg. Ich laufe dabei durch die Gegend und rede mit mir selbst. Passt gut zu meinem Leben mit Hund, auch wenn sie dann eben angeleint bleiben muss und mich die Leute für verrückt halten. Egal. So lerne ich am Besten.

Pausen zwischen dem Lernen sind wichtig, können aber auch kurz sein. Und ganz ehrlich, selbst wenn du dir den Stoff über Nacht in den Kopf pauckst, um es danach den Prüfern entegenzuwerfen und anschließend zu vergessen, das ist alleine deine Sache. Und ja, ich habe gelesen, dass du viel üben und wirklich aktiv lernen musst. Ich wollte das nur auf die Spitze treiben. Denn selbst wenn Lernen nicht nachhaltig ist, hat das kein Partner zu bewerten. Denn es geht in diesem Moment um deinen Abschluss.

Allerdings könnte auch euch ein Kompromiss helfen. Vielleicht gibt es eine Tageszeit in deiner Lernphase, in der du gut telefonieren kannst. Dir auch seinen Alltag, seine Sorgen und Bedürfnisse anhörst und ihm zeigst, dass er dennoch wichtig für dich ist. Bei uns war das beispielsweise der frühe Morgen, noch vor dem Frühstück bei ihm und bei mir dann der späte Abend. Ich denke schon, dass es hilfreich ist, die Beziehung wenigstens etwas zu pflegen. Jedoch muss eben derjenige, der gerade keine Prüfung hat, sich an den anderen anpassen (daher die gegenläufigen Zeiten beim Telefonieren).
Ich wünsche dir für die Prüfungen viel Erfolg!