Keinen Respekt mehr

Hallo!

Leider weiß ich irgendwie nicht mehr weiter.
Ich lebe seit nun bald 6 Jahren in einer Beziehung, seit 9 Monaten haben wir einen gemeinsamen Sohn.
Ich merke ich habe im letzten Jahr völlig den Respekt vor meinem Partner verloren. Er übernimmt irgendwie nicht wirklich Verantwortung für sich und so wie ich es eigentlich erwarte, auch nicht für seine Familie. Er ist leider häufig nicht in der Lage selbst sein Leben zu organisieren (Steuern, Unterlagen sortieren, Anrufe bei Behörden oder Banken machen, etc). Wenn ich ihn nicht anrufe und sage "Du machst das JETZT" vergisst er was er zu erledigen hatte. Es ist egal wie wichtig das ist, ob es Fristen gibt oder nicht, er sieht darin offenbar keine Relevanz.
Ich habe ihm schon so oft gesagt dass ich diese Mutter-Rolle bei ihm bzw an mir hasse. Ich will das selbst nicht. Es hebt uns auf verschiedene Ebenen, wir verlieren dadurch die Augenhöhe. Ich finde das sehr unsexy. Aber ich kann auch nicht einfach sagen "Ja dann mach doch wie du willst" weil ich leider schon mal erleben musste was dann passiert (Stichwort Gerichtsvollzieher, Steuerschulden, Schufaeinträge über 2 Seiten, etc).
Ich sage ihm immer wieder wie furchtbar ich es finde dass er sich wie ein 18-jähriger verhält, der keinerlei Verantwortung übernehmen will. Es bringt aber nichts. Egal wie oft ich ihm Werkezeuge wie Erinnerungen im Handy, Taschenkalender, etc. vorgeschlagen habe, das funktioniert auch nur wenn ich sage "Du schreibst dir das JETZT ein" und stehen bleibe wie ne Lehrerin bis er das eingetragen hat.
Er versteht nicht warum ich das nicht mehr will (ihn ständig erinnern), seine Mutter hätte ja immer alles für seinen Vater erledigt und das wäre nie ein Problem gewesen. Nur dass er vergisst dass seine Mutter ein totaler Drache ist und sein Vater ein Mäuschen, der sich immer nur wegduckt. So eine ähnliche Entwicklung sehe ich leider mittlerweile bei uns auch.
Ich bin total ungeduldig mit ihm, traue ihm auch nicht wirklich was zu. Ständig meckere oder ermahne ich ihn. Ich bin häufig sehr gereizt und wenn ich ehrlich bin, auch völlig überfordert. Ich muss an alles denken was unser Kind betrifft (was leider auch gesundheitlich ein paar Baustellen mitgebracht hat), an mich, unser gemeinsames Leben und auch an ihn und sein Päckchen, was er so mitgebracht hat. Ich bin total unentspannt und merke wie ich einfach mal jemanden bräuchte, der mir etwas Ballast abnimmt. Stattdessen aber muss ich mir anhören was ich doch noch extra alles machen soll, weil er das selbst nicht hinbekommt.
Er ist ein guter Vater, kümmert sich wirklich liebevoll um unseren Sohn. Aber auch da muss ich ihn an alles erinnern, muss ihm erklären was er ihm anziehen soll, was er einpacken soll, was er wann zu essen bekommt. Er hat unseren Sohn schon aus Versehen vom Wickeltisch fallen lassen, ihm die Finger eingeklemmt, die Finger verbrüht. Ständig gab es aufgrund seiner Schusseligkeit irgendwelche dummen Unfälle.
Ich rede mittlerweile nur noch abfällig mit meinem Partner. Ich habe hundert mal gesagt dass ich mich trennen will, jedes mal sitzt er heulend vor mir und bettelt er wird sich ändern und dies und jenes machen. Er bettelt wir sollten eine Paartherapie machen (was ich aber mit Säugling abgelehnt habe). Die Veränderung hält aber leider immer nicht lange.
Er kann in meinen Augen nichts wirklich richtig machen und das merkt er auch. Er schimpft immer dass ich ihn eigentlich nur noch anmeckere, er wünscht sich mehr Liebe und Zuneigung von mir. Aber ich merke ich habe da einfach Blockaden weil ich einfach hundert Punkte im Kopf habe die mich an ihm ankotzen.
Diese Beziehung ist in meinen Augen völlig am Ende. Ich stehe wegen ihm leider grade auch in einem fetten Minus auf dem Konto und bin durch die Elternzeit zumindest noch bis Mai ziemlich abhängig von ihm. Ich weiß das ist alles nicht fair und klingt auch berechnend, ich fühle mich auch wirklich schlecht weil ich merke dass ich einfach keinen Respekt mehr vor ihm habe. Ich weiß auch nicht ob ich diesen auch nochmal entwickeln kann. Bisher kommt da leider einfach nichts von ihm. Und ich weiß nicht was ich sonst anders machen soll.

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Also ich finde seinen Vorschlag, eine Paartherapie zu machen, super. Und mit Baby geht das viel besser als später mit Kleinkind. Oft gibt es da auch online Angebote.
Ansonsten: Hat er sich schon mal auf ADS/ADHS untersuchen lassen und die Schilddrüse?

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Naja ich möchte aber eigentlich im Rahmen einer Therapie nicht mein Baby auf dem Schoß haben, der leider gerade in seinem Alter permanent unterhalten werden möchte. Ich kann mich da auch nicht konzentrieren. Und ich will unser Kind auch nicht weiter in unsere Diskussion einbeziehen. Er kriegt da leider eh schon zu viel mit.
Es wäre anders wenn ich ihn als Kleinkind auch mal eine Stunde bei der Oma lassen könnte, aber momentan geht das noch nicht.
Kennst du denn Online-Angebote? Hab ich noch nicht gehört. LG

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Google spuckt auf Anhieb zahlreiche Angebote aus.

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Ich würde eine Paartherapie noch machen wenn möglich. Selbst wenn ihr euch trennt kann euch das helfen vielleicht besser miteinander umzugehen.

Auch im Falle einer Trennung habt ihr ja immer noch das gemeinsame Kind und müsst deswegen irgendwie miteinander kommunizieren können.

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Tatsächlich bin ich so geerdet dass ich das ganz gut hinbekommen würde, sofern es nur ums Kind geht. Wir verstehen uns ja auch noch hin und wieder, ist ja nicht so dass wir ohne Ende streiten. Nur bin ich so sehr gestresst dass ich ihm schnell meinen Frust zeige. Ich denke das kann mit Abstand und einer Trennung besser werden. Als Eltern funktionieren wir (zumindest wenn ich an alles denke), nur leider als Paar nicht mehr.
Ich wünsche mir aber natürlich trotzdem irgendwie diese heile Familie. Und in mir trauert ein sehr großer Anteil, weil ich merke dass das einfach nicht funktioniert.

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Was war denn vor knapp 2 Jahren anders als jetzt, sodass Ihr euch für ein Kind entschieden habt?
Er muss ja vorher auch schon so gewesen sein, oder nicht?

Du sagst er ist ein guter Vater und danach zählst du dann auf, was innerhalb von 9 Monaten schon passiert ist. Ob ich meinen Mann danach noch einen guten Vater nennen würde, bezweifel ich gerade.

Warum hast du wegen Ihm ein Minus auf dem Konto?
Ich muss ehrlich sagen, dass mich Schufa Einträge nicht stören würden, solange es nicht meine sind. Also klar ist das scheiße, aber das würde mich nicht dazu bringen die Mutterrolle bei meinem Mann zu übernehmen. Ist dann am Ende des Tages sein Problem 🤷🏽‍♀️

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Ich habe ihm mal mit etwa 2000€ aus der Patsche geholfen.
Mich stören die Einträge bei der Schufa halt weil ich eigentlich mal den Traum vom eigenen Haus hatte. Aber statt Erspartem gibt's halt nur Schulden.

Vor 2 Jahren gab es auch immer wieder solche Themen, das hat sich nun aber leider in der Schwangerschaft schon weiter zugespitzt und mit Baby wurde es dann einfach noch extremer. Vor allem für mich, weil es einfach noch einen weiteren Menschen gibt für den ich nun Verantwortung übernehmen muss. Und leider bin ich das offenbar alleine. ☹️

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Und wegen dem guten Vater...ja, er ist unaufmerksam. Ich muss ihn beim reden permanent unterbrechen wenn ich sehe dass er unseren Sohn aus dem Auge lässt und der im Hintergrund wieder an die Kabel robbt oder sich irgendwas in den Mund steckt was da nicht hinein gehört. Es gibt echt viele Punkte wo man denken könnte/kann dass er da verantwortungslos ist. Aber, eins muss ich ihm lassen. Er hat eine tolle Bindung zu ihm und ich weiß dass er sein letztes Hemd für sein Kind geben würde. Ich weiß er liebt ihn über alles und er ist die größte Motivation warum auch er noch an unserer Beziehung so klammert. Er hat ihn als er noch ganz klein war jede Nacht immer gewickelt, ich musste nicht einmal aufstehen. Er kommt nach hause und spielt sofort mit ihm, ich muss ihn darum nicht bitten. Er stellt das Kind immer auf die erste Stufe und steckt für ihn sehr viel zurück, besonders wenn ich ihn anpflaume weil er schon wieder dieses oder jenes vergessen hat. Jeden Abend kann ich duschen gehen bevor ich den kleinen ins Bett bringe (er schläft mit im Elternbett) und ich höre die beiden immer lachen und Schabernack machen. Das kann er wirklich gut. Nur leider besteht daraus allein nicht unser Leben...

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Wenn nicht wirklich etwas gravierendes passiert ist, rate ich generell von Trennungen im ersten Lebensjahr eures Kindes ab. Das Jahr ist für euch beide sehr anstrengend und ihr seid beide nicht ganz auf der Höhe. Tatsächlich würde ich auch erst die Paartherapie in Angriff nehmen.

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Depressive Verstimmung ist ausgeschlossen?

Dieses Verhalten ist ein typisches Zeichen. Vermeintliche Kleinigkeiten wie ein Paket zurückgeben oder einen Zettel ausfüllen, werden zu einer großen, unüberbrückbaren Aufgabe. Wird immer weiter weggeschoben und auch die 10. Erinnerung oder Aufforderung ändert nichts daran. Man verdrängt es, leidet darunter, kann es aber nicht ändern.

Auf andere wirkt es wie Bequemlichkeit oder Unzuverlässigkeit, was die betroffenen Personen eigentlich gar nicht sind.

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Gut dass du das sagst. Das habe ich vergessen. Doch, er hat eine mittelschwere Depression, war bzw ist deshalb auch in Behandlung. Aber seit Monaten lässt er auch wieder die Termine bei seiner Therapeutin schleifen. Er bekommt auch Medikamente, die ihm helfen weil es ihm lange nicht gut ging.
Ich habe ihn lange überreden müssen eine Therapie anzugehen und war so glücklich als das losging und er irgendwann Erfolge für sich machte. Aber das ist irgendwie alles schon wieder verpufft.

Bearbeitet von Mutter30
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Ich denke dies ist die Hauptursache. Eine Reha wäre eine gute Option. Medikamente alleine reichen nicht.

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Ja, ich kann dich wirklich, wirklich gut verstehen! Mir würde es genau wie dir gehen, ich würde nicht nur den Respekt, sondern auch die Nerven verlieren. Vor allem wenn die Weigerung, Verantwortung zu übernehmen, so gravierende Folgen wie Schulden, verbrühte Hände, ein Kind, das vom Wickeltisch fällt, usw. hätte.

Was könnte denn sonst außer einer Paartherapie helfen? Nichts. Und ja, auch eine Trennung könntest du so besser vorbereiten. Aber dein Partner könnte auch entdecken, dass er eine Einzeltherapie machen könnte.

Oder könntest du dir eine vorübergehende Trennung vorstellen? Eine Trennung eurer Haushalte mit vorläufiger Pause. Wäre das eine Ent- oder eine Belastung?

Zumindest könntet über mehr Trennung von wichtigen Themen verhandeln: Finanzen, usw. Vielleicht Entlastungen wie Steuerberater etc. In einer Paarberatung kann es auch praktische Verhandlungen geben. Ihr müsstet nur jemanden finden, der auch gut ist. Habt ihr Empfehlungen?
Oje, alles Gute dir...
Ah.. grade gelesen, dass er eine Therapie wegen Depressionen macht und schleifen lässt. Er braucht vielleicht einen echten Warnschuss.

Bearbeitet von Inaktiv
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Ja. Ich habe einfach Hemmungen dieses Angebot anzunehmen weil ich einfach nicht mit unserem Kind dorthin möchte. Er ist einfach jetzt in einer Phase in der er nicht nur ruhig im Maxi Cosi schläft sondern eben die Welt entdecken will. Sitz mal dann auf einer Couch und philosophiere über die letzten Jahre mit einem quietschenden Baby auf dem Schoß. Das stell ich mir einfach unmöglich vor. Vielleicht gibt es noch eine Lösung. Ich wünsche es mir ja eigentlich schon. Allein für unseren Sohn. Aber ich wünsche mir auch endlich ruhiger werden zu können. Eine Trennung ist auch ein wirklich erlösender Gedanke, auch wenn ich das vielleicht nicht so sagen sollte.

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Eine Paartherapie kostet ja auch wieder. Und wenn er mit seinem Päckchen keine Krankheitseinsicht hat, dann ist eine Therapie auf Augenhöhe ja sowieso schwierig.

Wenn ich dich so lese, scheint die Trennung unausweichlich. Es ist für dich ja unerträglich und ehrlich gesagt, möchte man ja einfach unbeschwert leben.

Du hast ja nun Monate Zeit, die Trennung zu organisieren und vorzubereiten. Evtl nimmst du eine Beratung in Anspruch um dich da zu stärken?

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>>Nur dass er vergisst dass seine Mutter ein totaler Drache ist...<<
>>Ich rede mittlerweile nur noch abfällig mit meinem Partner.<<
Paß auf, denn Du bist auf dem besten Wege auch ein "totaler Drache" gegenüber Deinem Partner zu werden. Aber vielleicht erklärt das auch, wieso Deine Schwiegermutter so geworden ist.....
Ich würde auch eine Paartherapie vorschlagen. Quasi als letzte Rettung.
Ansonsten bleibt wohl nur die Trennung, denn immerhin wurde Euer Baby durch das Verhalten Deiner Partners in Mitleidenschaft gezogen.
Aber mach Dir bewußt, daß er im Falle einer Trennung ein Umgangsrecht hat und somit Euer Kind auch irgendwann allein sehen darf. Dann wärst Du auch nicht dabei, um aufzupassen, daß nichts passiert.
Viele Grüße
Trollmama

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Er war doch schon immer so? Ich gebe zu, mich würde so ein Verhalten auch massiv stören. Hat es aber jahrelang nicht. Und ein Kind konntet ihr auch noch bekommen. Kaum ist das Kind da, stört es dich. Nicht ganz fair.

Er ist wie er ist. Du hast schon ewig lange versucht ihm Hilfestellung zu geben und gemerkt, dass das nicht klappt. Es wird nicht klappen, das müsstest du ja eigentlich wissen.

Ich rate folgendes:

- niemals Trennung im ersten Jahr
- mach die Paartherapie. Es ist eine Chance. Nicht das Kind als Ausrede nutzen.
- redet und sucht nach Lösungen, damit du mal runter kommst. Sowas wie er kümmert sich am Sonntag und die gehst in die Therme oder so
- macht bewusst mal wieder gemeinsam Dinge

Eine Ehe aufgeben ohne was zu tun ist schade. Eine Ehe aufgeben, die eigentlich immer schon so lief, nur plötzlich stört es, ist schade.
Vielleicht ergeben sich aus der Therapie weitere Ansätze egal in welche Richtung.

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Hallo Mutter30,

Ganz ehrlich, ich glaube nicht, dass dein Mann seine Probleme mit seiner Unzuverlässigkeit, seiner Unselbständigkeit in praktischen und finanziellen Dingen in den Griff bekommen wird.
Eine Therapie, welche auch immer, wird, so fürchte ich, bei ihm nur an der Oberfläche kratzen und zu kosmetischen Korrekturen führen.

Du hast nach meiner Meinung zwei Alternativen. Du könntest dich zähneknirschend mit deiner Mutterrolle ihm gegenüber um des gemeinsamen Kindes abfinden und dich gewissermaßen in dein Schicksal fügen.

Oder du könntest einen Schlussstrich ziehen und dich aus dieser für dich schädlichen Beziehung lösen.

Vielleicht hilft dir bei einer Entscheidungsfindung auch ein Gedanke an deine Zukunft und insbesondere auch die Zukunft deines Kindes.
Du könntest dich fragen, welchen Einfluss dürfte die Verhaltensstörungen deines Mannes und deine belastenden Partnerschaft langfristig auf die Entwicklung deines Kindes haben? Fühlst du dich wohl bei so einer Zukunftsvorstellung oder unwohl?