Mein Mann, der Alkohol und ich...

Ich weiß nicht mehr weiter.. Mein Mann ist Rückfällig und ich fühle mich zunehmend unwohl in der Beziehung.
Von vorn:
Als wir uns kennenlernten, trank er nicht viel. Ab und an mal ein Bier, auch eher in Gesellschaft bei Freunden. Zu besonderen Anlässen (zB Silvester) wurde auch mal über die Stränge geschlagen, aber nichts, was mir zu dieser Zeit sorgen bereitete. Wir zogen zusammen in eine andere Stadt und planten unsere Zukunft als Familie. Dann wurde er arbeitslos und er begann mehr zu trinken, allein. Irgendwann waren es Mindestens 6 Bier jeden Abend, manchmal auch stärkere Sachen wie Ouzo oder Gin (die trank er aber eher heimlich). Wir stritten in der Zeit viel, da er betrunken sehr provozierend und beleidigend wird. Das alles ging eine ganze Weile bis er betrunken einen Autounfall hatte. Lappen Weg, Gericht, das volle Programm. Aber immerhin hörte er mit dem trinken auf. Wir haben natürlich auch darüber gesprochen und er war sehr einsichtig, dass es so nicht weitergeht und es ein großer Fehler war.
Er hörte auf zu trinken und es folgte eine wirkliche schöne Zeit. Er war wieder der alte, wir lachten zusammen, unternahmen Ausflüge bekamen ein Kind und zogen nochmal um und ich wurde wieder schwanger. Er war also eine wirklich lange Zeit absolut trocken.
Er hat eine neue arbeit angefangen und darüber Freunde im Ort gefunden mit denen er manchmal campen geht. Und leider wurde bei diesen Ausflügen getrunken... Seit ein paar Wochen steigt sein Alkoholkonsum wieder, er hat ständig eine Fahne und benimmt sich einfach daneben.
Ich hasse es. Ich kann damit nicht umgehen und ich will meine Abende nicht mit einem an- bis betrunkenen Mann verbringen. Er macht an sich nichts Schlimmes, aber er nervt, ist Kindisch, erkennt keine Grenzen und verursacht nur Dreck.. Ich gehe ihm mit unserem kind aus dem Weg, ich finde sowas ist kein guter Umgang und ich vertraue ihm in solchen Situationen auch nicht.
Das ist aber für mich so keine schöne Beziehung mehr. Ich würde ihm gerne sagen, wie beschissen ich das alles finde, ihn anschreien, ihn vor ein Ultimatum setzen.. Aber ich weiß nicht wie. Ich habe Angst, dass es eskaliert, da er gleich nach der Arbeit sein erstes Bier aufmacht ist er ja nie wirklich nüchtern. Ich habe auch überlegt eine Zeit lang mit dem Kind wegzufahren und ihm vorher die Meinung zu geigen, nur wäre das erst in meinem Urlaub im. Juni/Juli möglich..
Ich bin so traurig darüber, dass er wieder rückfällig ist, denn die Zeit die wir nüchtern zusammen erlebt haben war die schönste. Ich möchte meine Familie zurück...

Was würdet ihr machen? Habt ihr Tipps? Erfahrungen? Hilft "nur reden"? Und wenn ja, woher weiß ich, dass es ein guter Zeitpunkt ist? Bringt es was, wenn die eigene Einsicht zur Hilfe fehlt? Oder sagen hier Taten mehr als tausend Worte?

Danke für alles gut gemeinten Ratschläge...!

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Guten Abend Abc321,

der Alkohol hat sich zwischen deinem Mann und dir geschoben und euch auseinander gerissen. Für dich ist das umso schmerzhafter, weil du ihn vor seinem Rückfall schon einmal als nassen Alkoholiker erleiden musstest.
Du schreibst, ihm fehlt derzeit die Einsicht zur Hilfe und fragst nach deinen Handlungsoptionen. Du erwägst bislang, mit dem Kind für eine Zeitlang wegzufahren und ihm deine Meinung zu sagen.

Nur zu, aber das wird dir nach meiner Meinung nach nichts helfen (ich bin selbst trockener Alkoholiker). In meinen Augen hast du wahrscheinlich nur die Option, dich nach dem Prinzip Entweder-Oder erst einmal auf unbestimmte Zeit von deinem Mann zu lösen und räumlich zu trennen, um ihm keinerlei Ausweg mehr zu lassen.

Die Mitleidsmasche wird er wahrscheinlich auch schon bei dir überreichlich ausprobiert haben, ich hoffe, du lässt dich dadurch nicht mehr unter Druck setzen.
Da dein Mann nach deiner Schilderung noch nicht gewalttätig geworden ist, hast du aber noch Zeit, dich beraten zu lassen und dir sicherer und gefasster zu werden für deinen erst einmal schweren weiteren Weg.

Ich würde dir als ersten Schritt eine Kontaktaufnahme mit der regionalen Suchtberatung (Diakonie?Caritas? oder andere Träger) empfehlen. Die beraten auch Angehörige.
Zusätzlich würde ich dir den Austausch in Selbsthilfegruppen für Angehörige anraten, das geht teilweise auch über online-meetings (Al-Anon, teilweise auch Kreuzbund, Blaues Kreuz und Freundeskreis nach meinem Wissen)

Nach deine Schilderung hat es dein Mann geschafft, über längere Zeit trocken zu bleiben, aber es wohl versäumt, sich mit seiner Suchtpersönlichkeit auseinanderzusetzen bzw. mit ihr leben zu lernen. Er ging wohl fälschlich davon aus, er müsse nur den Alkohol weglassen und könne dann einfach weiter leben wie bisher. Für mich ist das ein fataler Irrtum.

Ein Entzug und daran anschließende Therapie ist für mich nur eine Eintrittskarte in ein trockenes Leben. Die Erinnerung daran verblasst leider oft allzu schnell, wenn der Alkoholiker "nicht am Ball bleibt".
Hier kommen die Selbsthilfegruppen (AA, Blaues Kreuz, Kreuzbund, Freundeskreis, Guttempler u.ä.) ins Spiel. Eine lebenslange Teilnahme an solchen Selbsthilfegruppen schützt oft vor weiteren Rückfällen. Nach meiner Erfahrung können Rückfälle in einem frühen Stadium oft auch innerhalb einer solchen Gruppe aufgefangen werden.

Wenn du oder dein Mann weitere Fragen habt, könnt ihr euch gerne über PM an mich wenden.

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Dem ist nichts hinzuzufügen 👍🏻. Sehr gut und passend geschrieben.

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Hey abc,

in meinen Augen helfen bloß Konsequenzen und Taten. Deshalb hat er schonmal den Absprung geschafft.


Liebe Grüße
Schoko

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Hm, ein Rückfall selber ist nicht das Schlimme daran, der kann passieren und keiner weiß genau wann oder ob er überhaupt passiert.

Das Problematische ist eigentlich der Umgang mit einem Rückfall....aller Beteiligten. Wenn es zu massiven Problemen kommt, dann ist das für mich ein Zeichen, das weder der Süchtige, noch seine engsten Angehörigen sich nach dem ersten Entzug intensiv damit befasst haben, das eine Sucht eben ein Leben lang bestehen bleibt. Sie ist ein Teil des Lebens, für immer.

Und ja, es ist verdammt schwer da in den folgenden schönen Zeiten am Ball zu bleiben. Aber das ist eben essentiell, damit man eben auch Strategien erarbeiten kann, wie man bei einem Rückfall verfährt. Geht man das Thema (Therapie/Selbsthilfegruppe, offene Gespräche innerhalb der Beziehung, Beratung auch für die Angehörigen) nicht an, dann fällt einem die Vermeidung, Verdrängung und Selbstüberschätzung irgendwann vor die Füße. Nicht die Vergangenheit ist das Hauptthema, die Zukunft ist es, aber eben ohne Schönrederei.

Und dein Beitrag klingt so sehr danach. Im Grunde bleibt jetzt nur eins....alles wieder auf Anfang aber jetzt das Ding eben vernünftig angehen. Jetzt ist es zu spät zum Reden, die Gespräche darüber hätten in der trockenen Zeit stattfinden müssen.....ind er Zeit hätten Strategien, Plan B und deine Abgrenzung erarbeitet werden müssen. So sehr ich menschlich deine Enttäuschung verstehen kann, sie dürfte so nicht exstieren, wenn ihr beide das Thema ernst genommen hättet.