Rollenverteilung: Wir arbeiten gegeneinander

Hallo,

immer wieder steht dasselbe Thema zwischen meinem Freund und mir. Er liebt es, unseren Sohn zu verwöhnen. Das heißt: Er gibt ihm Schokolade oder Kekse mit Zucker (obwohl unser Sohn noch nicht danach fragt). Er drückt ihm BEI JEDER GELEGENHEIT sein Tablet in die Hand. Er hat sein altes Tablet an unseren Sohn weitergegeben, obwohl unser Kind noch keine 20 Monate alt ist. Vorgestern hat er ihm gezeigt, wie man Candy Crush spielt. Er behauptet, das würde die Logik fördern. Dabei versteht unser Sohn das Spiel noch gar nicht, sondern tippt nur wild auf dem Bildschirm rum und freut sich.

Ich bin nicht die Bestimmerin oder das Maß aller Dinge.

Aber was mich fertig macht, ist diese vollkommene Uneinsicht. Kein Stück Entgegenkommen.

"Ich finde es nicht gut, dass du ihn fernsehen / Süßigkeiten essen / am Tablet spielen lässt, aber solange es in Maßen geschieht, kann ich mich damit abfinden."
Als Antwort kommt dann nur, das sei nicht meine Entscheidung, ich solle nicht so tun, als wüsste ich alles ...

Vor einer Weile habe ich extra eine E-Mail an einen Zahnarzt bzgl. Süßigkeitenkonsum von Kleinkindern geschickt und meinem Freund das Ergebnis gezeigt. Ich habe ihm die Links zu wissenschaftlichen Artikel über Bildschirmkonsum geschickt. Seine Antwort ist immer, das sei noch gar nicht richtig erforscht. Inzwischen lasse ich ihn meistens gewähren, weil das Ergebnis dasselbe ist und wir sonst zusätzlich noch vor dem Kind streiten.

Unser Kind ist um vier Uhr aufgewacht. Ich versuche, ihn wieder hinzulegen. Dann kommt mein Freund nach einer halben Stunde, sagt: "Naja, wenn er nicht schlafen will." Dreht ihn völlig auf, lässt ihn fernsehen (unser Kind hat da mit keinem Wort nach gefragt) und gibt ihm Kekse. Dann gibt er ihn mir zurück, weil er sich für die Frühschicht fertigmachen muss. Ich bin übermüdet für ein übermüdetes, aufgedrehtes Kleinkind zuständig.

Ich bemühe mich, viel zu akzeptieren. Wir sind BEIDE die Eltern. In den letzten Wochen hab ich (bis auf heute morgen) gar nichts mehr gesagt, weil ich weiß, dass es nichts bringt. Trotzdem sagt mein Freund ständig zu unserem Sohn: "Oh, da kommt Mama. Wenn die sieht, dass wir Schokolade essen, gibt es Ärger.", "Versteck das besser vor Mama.", "Komm wir laufen weg, damit dir Mama nicht die Zähne putzen kann."

Ich hasse es, dass ich die Böse bin, dass ich für all die unangenehmen Dinge zuständig bin. Doch ich weiß nicht, wie ich aus dieser Rolle rauskommen soll.

Ich wollte immer mindestens zwei Kinder haben, aber schon ein Kind mit diesem Mann treibt mich in den Wahnsinn. Also habe ich schon vor längerer Zeit beschlossen, dass die Familienplanung abgeschlossen ist. Das Problem: Gestern habe ich positiv getestet.

Ich bin einfach fertig.

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Du hast zwei Kinder. Dein Mann begibt sich auf kindliches Niveau mit seiner Einstellung.
Er geht quasi auf Augenhöhe mit dem Kind.
Er verhält sich nicht wie ein Vater, sondern wie der große Bruder ("die Mama soll uns nicht erwischen" usw.)
Das muss er ändern und da würde ich nicht locker lassen.

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Danke für deine Antwort. Deine Beschreibung trifft es leider gut.
Ich habe das Gefühl, gegen eine Wand zu reden. Kompromisse lehnt er ab. Klare Ansagen noch viel mehr.

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Wie sieht seine eigene Ernährung und Zahnpflege aus?

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Vor einiger Zeit habe ich verschiedene Initiativen als Kompromiss vorgeschlagen:
- bestimmte medienfreie Tage
- kein Bildschirmkonsum nach sechs Uhr abends
- einmal am Tag darf er unserem Kind etwas Süßes geben, aber nicht öfter

Er sagt dann immer, ich könne ihn nicht kontrollieren. Aber wie soll man so denn gemeinsam ein Kind großziehen?

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Wie soll man so gemeinsam ein Kind großziehen?

Gar nicht, befürchte ich. Ich hatte einen Partner, der auf alles so reagiert hat wie deiner: Ich lass mich nicht bevormunden. Du hast mir nichts zu sagen.

Das ist keine Gesprächsgrundlage für gar nichts. Und völlig am Thema vorbei. Aber wenn man solchen Menschen damit kommt, antworten die: und du bestimmst, was am Thema vorbei ist?

Was hab ich Quellen und Belege angeschleppt, um einige meiner Positionen in der Erziehung zu untermauern. Die Arbeit hätte ich mir sparen können, weil: Nein, ich mache das, wie ich will.

Weißte, ich glaube, Kinder gehen nicht kaputt von Zucker ukd Tablet, so lange Eltern sie lieben. (Gut ist das natürlich dennoch nicht). Aber du wirst kaputt gehen.

Vielleicht nehmt ihr euch einen Mediator oder macht ne Paartherapie. Vielleicht habt ihr noch ne Chance.

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Danke für deine Antwort. Verständlich, dass er nicht mehr dein Partner ist. Dieses Verhalten ist sehr anstrengend. Als würde man gegen eine Wand reden.

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Wenn möglich, lass alle Arzttermine deines Sohnes von deinem Mann übernehmen.
Kinderarzt, Zahnarzt, etc.

Manche Menschen sind beratungsresistent gegenüber ihrem Partner, aber hören auf Ärzte.

Gerade der Zahnarzt wird klare Worte haben.

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Danke für deine Antwort. Vielleicht hilft es ja, wenn Ärzte das zu ihm persönlich sagen und nicht, wenn ich es nur weitergebe.

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Und falls es Freunde oder Geschwister von ihm gibt, kannst du diese vielleicht mit ins Boot holen.

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Hallo,
das tut mir leid, dass du in so eine Situation geraten bist. Eine Rat habe ich auch nicht wirklich, wenn selbst klare Ansagen nichts bringen.
Ich kenne sowas ehrlich gesagt nur von zwei Paaren, bei denen jeweils die Frau zuhause war und der Mann arbeiten. Da sah der Mann sich weniger als "Erzieher" vom Kind (nicht im Sinne vom Beruf sondern von der Elternrolle) als als Bespaßer vom Kind. Und weil er sich in Erziehung und Alltag so gar nicht eingebracht hat, fand er es dann eine super Sache das Kind mit Keksen von den Fernseher zu setzen und meinte das wäre "Quality Time". Naja.
Bei dem einen hat eine eigene Elternzeit über ein paar Monate zum Wechsel geführt, beim anderen läuft es bis heute so katastrophal.

Ob sowas auf euch zutreffen könnte, weißt du selbst besser. Bzgl. der zweiten Schwangerschaft: Lass dich erstmal von proFamilia oder der Diakonie oder was es bei euch gibt beraten und überlege dir genau, ob du auch mit 2 Kindern alleinerziehend schaffst. Und deinem Mann würde ich ganz klar kommunizieren, dass er mit seinem Verhalten nicht nur das Leben von seinem ersten Kind gefährdet, wenn er es mit Zucker und co. vollpumpt, sondern auch das Leben vom zweiten Kind akut in Gefahr ist...

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Danke für deine Antwort. Wir leben in der Schweiz. Unser Land ist bei dem Thema Elternzeit leider sehr rückschrittlich. Ich bin nach der Geburt acht Monate zuhause geblieben (möglich durch etwas Erspartes und das Gehalt meines Freundes), seitdem arbeite ich Teilzeit (drei Tage pro Woche). Wenn unser Sohn zwei ist, werde ich so wie mein Freund wieder Vollzeit arbeiten.

Aber du hast Recht: Er sieht sich vor allem (nicht ausschließlich) als Bespaßer. Er wickelt unseren Sohn auch, macht ihm auch Essen, bringt ihn gelegentlich ins Bett. Doch sobald etwas mit Protest verbunden ist, ist das meine Aufgabe. Zum Beispiel möchte er unseren Sohn ins Bett bringen, unser Sohn will aber nicht schlafen. Mein Freund akzeptiert das und lässt ihn dann fernsehen. Ich bin die Böse, die irgendwann den Fernseher ausschaltet und unseren Sohn ins Bett bringt. Oft mit Kommentaren meines Freundes, mit denen er sich auf die Seite unseres Kindes stellt.

Vor allem vor den Tagen, an denen unser Kind in die Krippe geht, tut er ihm ja keinen Gefallen damit. Aber da stellt er sich leider taub.

Ich warte meinen Frauenarzttermin am Freitag ab und werde dann weiter überlegen.

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Das System in der Schweiz ist wirklich brutal.

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Der Mann wäre nicht der Vater meiner Kinder.
Man ist zusammen und hat gemeinsame Werte und lernt sich kennen.
Der hat sich sicher nicht über Nacht gewandelt.

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Kindererziehung kann man vorher in der Theorie besprechen wie man will - man wird erst mit eigenen Kindern sehen wie man es dann tatsächlich macht. Klar, eine Basis sollte da sein- aber das wäre nicht der Erste, der sich mit eigenem Kind komplett dreht. Merkwürdig und richtig mies ist natürlich, dass er zu keinem vernünftigen Gespräch oder Änderung/Kompromiss bereit ist.

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Abgesehen davon, dass diese Anmerkung nicht hilfreich ist, hatten wir vorher eine glückliche Beziehung. Ich wusste nicht, wie er als Vater sein wird.

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Ich würde damit anfangen, den Fernseher ab zu montieren. Das tablet würde verschwinden.
Einkaufen würde ich nur noch gesund. Kein Süß Kram nix.
Wenn er meint er muss sich wie ein Kind benehmen, würde ich angepasst Konsequenzen ziehen .
😀

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>>Ich würde damit anfangen, den Fernseher ab zu montieren. Das tablet würde verschwinden.<<

Käme mein Mann auf die Idee, aus welchem Grund auch immer, mich so sanktionieren zu wollen, wäre es hier zappenduster und ich bin wirklich ein harmoniebedürftiger Mensch.
Ein guter Rat an die TE ist das auch nicht, deren Beschreibung nach würde sich das ihr Mann genauso wenig gefallen lassen.

Außerdem geht es ihr darum, eine friedliche Lösung zu suchen, so wie ich es verstanden habe.

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Und dann sperrt man ihm noch das Handy, streicht ihm das Taschengeld und gibt ihm Hausarrest? Das lässt er sich doch nicht gefallen und findet andere Wege für seinen Machtkampf.

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Hallo☺️ .. wirklich keine leichte Situation. Hattet ihr schon mal ein wirklich ausführliches Gespräch? Wenn ja, dann vielleicht eine Paar Therapie. Ich weiß wie es ist wenn man in der Erziehung nicht der selben Meinung ist, und das kann ganz schön nach hinten los gehen .. ich würde dringend nochmal mit ihm reden an deiner Stelle gerade jetzt wo du positiv getestet hast. Vielleicht wendet sich ja das Blatt.. ich wünsche es dir aufjedenfall. Ich stelle mir das ganz schön anstrengend vor und das kann keiner gebrauchen 🍀 viel Glück

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Naja, er blockt bei dem Thema immer ab. Ich hab ein paar mal versucht, ein ruhiges Gespräch darüber zu führen. Er sagt dann aber immer nach kurzer Zeit, dass ich ihn einfach machen lassen soll. Er würde mich ja auch nicht kritisieren.

Aber ich denke, ich nehme die Schwangerschaft noch mal zum Anlass. Wenn sich Freitag herausstellt, dass alles in Ordnung ist, sage ich es ihm und auch, dass sich was ändern muss, falls er das Baby behalten will.

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Ist das nur beim Kind ein Thema, oder ist er bei anderen Themen genauso rechthaberisch, respektlos, unreif und faktenresistent?

Er scheint dich irgendwie dominieren zu wollen. Wenn du damit leben kannst, ist das Geschmackssache. (Meine Oma hat das mit meiner Mutter auch gemacht, indem sie mich ständig mit Zucker vollgestopft hat, weil meine Mutter das nicht wollte. Mein Zahnarzt hat viel Arbeit mit mir, wenn ich mich mal hin traue.... Aber meine Mutter hat sich ihre SM wenigstens nicht ausgesucht und lebte nicht mit ihr zusammen.)

Aber wenigstens das Kind sollte er nicht dafür benützen.

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Das ist nur bei der Kindererziehung so.

Vielleicht wäre es anders, wenn es vorher mehr Reibungspunkte gegeben hätte. Wir haben beide Sachen für unsere Wohnung angeschafft, dabei immer den Partner nach seiner Meinung gefragt und es gab / gibt nichts, was einer unbedingt haben wollte, der andere aber nicht. Ähnliche Interessen bei Unternehmungen, ähnlicher Geschmack beim Essen, natürlich haben wir manchmal den Vorschlag des anderen abgelehnt, aber ich hatte nie das Gefühl, dass das einseitig gewesen wäre oder er kompromisslos reagiert hätte. Das ist jetzt immer noch so.

Nur bei der Erziehung will er sich nicht reinreden lassen. Er sagt immer, dass er ja auch akzeptiert, was ich mit unserem Sohn mache und mir nicht sagt, ich solle ihm weniger vorlesen oder ihm was nicht kaufen.

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Huhu,

Ich würde ihm die Pistole auf die Brust setzen - Familienberatung oder Trennung. Je nachdem wie die Beratung läuft, würde ich dann weiter entscheiden.

Mein Mann und ich sind uns auch nicht in allem einig - aber es gibt ein paar grundlegende Basiselemente, die ohne Kompromiss von beiden durchgezogen werden. Wenn das nicht so wäre, könnte ich mit meinem Mann keine Kinder groß ziehen (und umgekehrt).

VG und alles Gute