Mehrsprachige Erziehung

Hallo liebe Eltern,

ich suche Erfahrungsberichte zum Thema mehrsprachige Erziehung und wüsste gerne wie andere das so machen. Gibt es hier auch Eltern von Kindern, die direkt 3 oder sogar noch mehr Sprachen lernen?

Wir erziehen unsere Tochter bilingual deutsch-spanisch. Ich spreche Deutsch (meine Muttersprache) und mein Mann Spanisch (seine Muttersprache) mit ihr. Wir leben seit kurzem in Spanien in einer zweisprachigen Region und die dortige Regionalsprache ist im Alltag sehr präsent und zum Teil (z.B. auf Schildern) sogar stärker vertreten als Spanisch. Damit sind wir schon bei 3 Sprachen, mit denen unsere Kleine in Berührung kommt. Nun haben wir sie in einer Kita angemeldet. Wenn sie dort diesen Frühling anfängt, wird sie 13 Monate alt sein. In dieser Kita wird Spanisch und die Regionalsprache gesprochen. Außerdem gibt es dort spielerischen Englischunterricht (ist hier so üblich).

Langsam frage ich mich doch, ob wir ihr nicht zu viel zumuten. #kratz Wie seht ihr das? Habt ihr Tipps, wie wir mit dieser Situation am besten umgehen?

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Hallo!

Ich sehe Zwei-/Mehrsprachigkeit immer als Chance und super Entwicklungsmöglichkeit. Und wenn sie dann noch, wie in eurem Fall, natürlich ist, also Mama = D, Papa = SP, KiGa=Drittsprache, dann ist das ja perfekt. So könnt ihr das wichtige OPOL Prinzip (one person one language) ohne Probleme wahren.

Ganz ehrlich, der Englischunterricht in der KiTa (und auch noch in Spanien) wird nicht so anspruchsvoll sein, dass da eine Sprachverwirrung aufkommen könnte.

Meist kommen Kinder ganz natürlich mit solchen Konstellationen zurecht, wenn sie ohne Zwang und Druck funktionieren.

Meine Kinder sind "nur" zweisprachig aufgewachsen und sehen es beide als grossen Vorteil an. Klar, es gab auch mal Phasen, in denen D ein bisschen in den Hintergrund geriet (wir leben nicht in D), aber sie sind heute wirklich zweisprachig, sprechen sehr gut Englisch und lernen beide derzeit freiwillig noch die Muttersprache der Urgrosseltern...Spanisch :-)

Ich beneide euch also eher um eure glückliche Lage und denke, ihr solltet euch freuen, wenn es klappt.

Wichtig ist, dass ihr am Ball bleibt, jeder in seiner Muttersprache, dann wird sie das ganz natürlich mitnehmen. Vielleicht musst du im D etwas mehr "dahinter" sein (mit Musik, Hörspielen, Büchern, etc.), weil die Umgebungssprache ja Spanisch ist (bzw. ich vermute Katalanisch).

Ich habe in meinem Umfeld sehr viele internationale Familien, in denen zwei oder mehr Sprachen gesprochen werden und habe bisher nur in einem Fall erlebt, dass das Kind irgendwann dicht gemacht hat und erst mal ne Weile kaum noch kommunizierte. Dieses Kind ist heute ein erfolgreicher Ingenieur, der u.a. genau wegen dieser Mehrsprachigkeit eine tolle Karriere macht ;-)

Nur Mut, das wird!

LG,
fontaine

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Darf ich fragen, wo ihr lebt? Und welches bei euch die andere Sprache ist?

Ich mache mir keine Sorgen, dass unsere Kleine später nicht richtig Deutsch sprechen wird. Ihr Papa und ich sprechen Deutsch miteinander. Außerdem bin ich ihre Hauptbezugsperson, da der Papa leider beruflich sehr eingespannt ist und deswegen weniger Zeit ihr verbringt als ich. Sie hat auch schon deutschsprachige Bilderbücher und ich gehe einmal pro Woche zu einer deutschsprachigen Krabbelgruppe mit ihr.

Was mir Sorgen bereitet ist, dass ich gelesen habe, dass bei Mehrsprachigkeit das Risiko besteht, dass es am Ende keine Sprache gibt, die das Kind richtig beherrscht, was natürlich zwangsläufig zu Problemen in der Schule führen würde.

Vielleicht mache ich mir da auch zu viele Gedanken. Ich selber bin einsprachig aufgewachsen und hatte überhaupt keinen Kontakt mit Fremdsprachen bis in der 5. Klasse der Englischunterricht angefangen hat.

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Hallo,

wir leben in Belgien, allerdings ist unsere Familiensprache Französisch, da musste ich das Deutsche immer intensiver fördern, damit es vor lauter Familien- und Umgebungssprache nicht in den Hintergrund gerät.

Ich kenne kein zweisprachiges Kind, das nicht (mindestens) eine der beiden Sprachen auf Muttersprachenniveau beherrscht. Kinder lernen diese Sprachen, vor allem wenn sie von klein auf damit konfrontiert werden, natürlich und ohne die Schwierigkeiten zu sehen und zu spüren, die wir Erwachsenen mit dem Erwerb von Fremdsprachen haben.

Ein gesundes Kind, das keine kognitiven oder geistigen Beeinträchtigungen hat, kann meiner Meinung nach zwei und mehr Sprachen problemlos assimilieren. Man sollte sich mal vor Augen führen, dass Zweisprachigkeit weltweit eher die Regel als die Ausnahme ist. Mindestens die Hälfte der Weltbevölkerung ist bilingual oder mehrsprachig.

Vielleicht dauert es ein kleines bisschen länger, bis die Sprachen beherrscht werden, das muss aber nicht immer so sein. Bei meinen Kindern kann ich das nicht bestätigen, die waren im Französischen, also der Umgebungssprache immer mindestens genauso weit wie ihre Alterskameraden und hinkten in den ersten Jahren im Deutschen etwas hinterher, was ja auch normal war, da sie viel weniger deutschen Input hatten.

Mehrsprachige Erziehung ist nicht immer einfach, aber unheimlich spannend. Ich wünsche dir/euch viel Spass dabei.

LG

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Wenn der Englisch Unterricht in etwa so hier ist wie in Deutschland dann kann sie danach ein paar Tiere sagen und Farben und ein paar Zahlen aber definitiv kein Englisch sprechen. Da würde ich mich nicht so heiß machen.

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Die Patentante meiner Schwester ist Missionarin und ihre Kinder sind auch dreisprachig aufgewachsen: Deutsch, dortige Landessprache und dortige Stammessprache. Das war gar kein Problem. Jede Sprache war halt einem Ort zugeordnet und dann ging es gut.

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Hallo

das kann durchaus funktionieren.
Ich kenne das von meinen beiden Neffen (11 J.), die Kinder meines Bruders.
Meine Schwägerin ist Italienerin und sprach von klein auf mit den Buben Italienisch, mein Bruder mit ihnen Deutsch bzw eher bayrisch. Der norditalienische Dialekt, der dort gesprochen wird kam von ganz von selbst dazu. Englisch kam dann erst mit dem Start in die Schule dazu.
Inzwischen sprechen aber Mama & Papa (also beide) mit ihnen bayrisch & den norditalienischen Dialekt. Für die Buben war und ist es jetzt kein Problem, dass sie da irgendwie durcheinander kommen würden.
Sie hatten und haben auch jetzt Bücher, CDs & DVDs auf Italienisch & Deutsch.

LG

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Bei meinem Mann war das ähnlich, er ist mit 4 Sprachen aufgewachsen.
Die Elternsprachen waren und sind die stärksten bis heute, vollkommenes Niveau.

Die beiden anderen Sprachen sind fliessend, er spricht dazu noch 3 Sprachen auf einem guten Alltagsniveau. Da wurde aber nichts gefördert, das ist einfach durch Schule und Studium dann so erhalten geblieben.
Er hat ein wenig später angefangen zusammenhängende Sätze zu bilden als Kind, das war aber zum Schuleintritt kein Problem.
Ich würde einfach bei euren beiden Sprachen bleiben und sie das in der Kita sonst machen lassen als Benefit. Also nicht auch noch anfangen, diese Sprachen zu hause zu mischen.

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Dein Mann ist definitiv zu beneiden ;-) Mein Mann spricht auch 5 Sprachen und 4 davon als Muttersprache bzw. auf einem muttersprachlichen Niveau. Er hat da auch nichts (außer dem normalen Schulbesuch natürlich) für getan.

Zuhause sprechen wir Deutsch. Ich werde kein Spanisch oder Englisch mit meiner Kleinen sprechen. Ich spreche diese Sprachen zwar, aber nicht gut genug, um sie meinem Kind beibringen zu können.

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Wir haben hier 2 Hauptsprachen und 1 schwache Sprache. Ich würde an deiner Stelle einfach weiter spanisch (Papa), deutsch (du) und die regionale Sprache in der Schule machen. Das wird schon hinkriegen.

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Ich glaube nicht, dass du ihr zu viel zumutest. Ihr macht weiter so wie bisher, das gibt sich alles schon.
Hier läuft es zweisprachig. Deutsch ist die schwache Sprache die nur ich spreche, Familien- und Umgebungssprache eine andere.
Die Kinder verstehen alles auf Deutsch, antworten nur meist in der anderen Sprache. Allerdings spricht die Grosse mit meinen Eltern mittlerweile sehr viel Deutsch bei FT/Skype, denn die verstehen die andre Sprache nicht, ich schon - kleveres Kind #rofl
Ich kann dir ansonsten das Buch von Elke MOntanari empfehlen, "Mit zwei Sprachen gross werden" heisst das glaub ich.

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Darf ich fragen, wo ihr wohnt und was die andere Sprache ist?

Machst du etwas um das Deutsch gezielt zu fördern? Ich denke deinen Kindern könnte es passieren, dass sie später problemlos und akzentfrei Deutsch sprechen können, aber Probleme mit dem Schreiben (Rechtschreibung etc.) haben.

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Norwegisch ist die andre Sprache.
Wir lesen und singen halt viel. Haben nen Tip Toi Stift, die Kids schauen manche Serien auf Deutsch, und wir skypen viel mit meinen Eltern.
Deutsch ist halt die schwache Sprache und wird es immer bleiben. Es ist wichtiger, dass die Kids erstmal richtig auf Norwegisch lesen und schreiben lernen.
Meine Tochter ist in der 1.Klasse und liest auf Norwegisch schon recht flüssig, das Deutsch Lesen kommt mit Sicherheiet automatisch irgendwann.
Ob meine Kinder irgendwann mal gut Deutsch schreiben können weiss ich nicht, aber das können manche deutsche Kinder ja auch nicht unbedingt so gut. Keine Ahnung ob ich irgendwann mal was gezielt wegen Rechtschreibung mache, dazu sind die Kids noch viel zu klein.

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Ich kenne hier eine Familie, wo die Kinder 3 sprachig aufwachsen. Mama ist Schwedin, Papa Engländer und sie leben in Deutschland.

Sie haben übehaupt keine Problem und beherrschen in der Tat alle 3 Sprachen besser als meine Spanisch (ich bin Spanierin, war aber in der zweisprachige Erziehung nie sehr konsequent). So wirklich auf Muttersprachlerniveau.

Aus meiner Kindheit kannte ich auch die Kombi Spanisch-Französisch-Katalanisch und das hat auch super funktioniert, obwohl alle 3 Sprachen verwandt sind. Der Junge hatte in alle 3 Sprachen eine perfekte Aussprache.

VG

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Hallo,
Wenn Du magst, kannst Du mit in diesen Club kommen und ein bißchen rumlesen, da sind bestimmt auch interessante Erfahrungen dabei.

https://m.urbia.de/club/zwei+bzw+mehrsprachige+erziehung

Ich denke nicht, daß es bei Eurem Kind durch den Kontakt mit Englisch und der zweiten Umgebungssprache zu Überforderung kommt. Sie wird aufnehmen, was ihr Gehirn aufnehmen kann (je nach Sprachbegabung), und sehr wahrscheinlich gut Spanisch und Deutsch sprechen und verstehen können und die Regionalsprache wohl eher passiv präsent haben.

Wir sprechen hier deutsch und französisch, Kind macht noch Englisch in der Schule, das macht ihr großen Spaß, aber viel behalten tut sie davon nicht.

Einfach so entspannt wie möglich rangehen, vor allem keinen Zwang ausüben, dann wird das schon.