Zehnjährige Tochter viel weg - Sorge wegen Kindesentfremdung

Hallo,

ich würde gerne mal eure Meinungen zu folgendem Thema hören:
Meine zehnjährige Tochter ist großer Pferdefan, sie reitet seit fünf Jahren und begeistert sich für alles rund um Pferde, aber auch Tiere allgemein. Wir selber haben nur Meerschweinchen. Jetzt hat sie hat seit Dezember die Möglichkeit bekommen, auf einem Hof in unserem Dorf mit mehreren Pferden, Hühnern und anderen Tieren mitzuhelfen und auch zu reiten, was sie natürlich super findet. Sie ist grundsätzlich ein schon recht reifes und verantwortungsbewusstes Kind und auch schon groß für ihr Alter, so dass sie deutlich älter wirkt, als sie ist.

Ich finde die Chance für sie natürlich schön und gönne es ihr, aber es wird mir zeitlich etwas viel und ich mache mir Sorgen, dass sie quasi den Anschluss an uns als Familie verliert. Und ja, ich vermisse sie auch. Sie ist in den letzten 6 Wochen einfach sehr viel auf dem Hof, übernachtet dort auch, wenn am nächsten Tag keine Schule ist, sie isst dort auch immer mit, fährt mit Einkaufen und sonstwohin und lebt fast schon wie ein Kind mit in der Familie. Ich kann verstehen, dass ihr der Umgang mit den Tieren Spaß macht, aber ich sehe sie kaum noch, und wenn, dann fragt sie ständig, wann sie wieder auf den Hof kann. Ich hatte ja gehofft, dass die Familie von dem Hof dort irgendwann Grenzen setzt, aber bislang wird sie eher ständig ermutigt, dort hinzukommen, bekommt Sachen geschenkt und ich sehe sie nahezu täglich im WhatsApp-Status der Frau vom Hof, wie ein Familienmitglied. Die dortige Familie besteht aus einer Frau, ihrem Sohn im Grundschulalter und dem Partner. Ich habe nichts gegen die Familie und finde die Chance, viel mit Tieren zu machen, schön. Aber letztendlich habe ich Sorge, dass ich Einfluss auf mein Kind verliere und sie mir fast schon fremd wird, eben weill sich die Anwesenheit auf dem Hof nicht nur auf die Arbeit mit den Tieren beschränkt, sondern eben das komplette Leben dort umfasst. Ich habe deshalb schon mit meinem Mann gesprochen, ob wir das nicht auf max. drei Tage die Woche beschränken sollten und Übernachtungen nur selten gewähren, aber er sieht das nicht so kritisch.
Übertreibe ich, oder sollten wir hier stärkere Restriktionen setzen?

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Ich finde du übertreibst nicht. Sie ist erst 10 Jahre alt und Mama und Papa geben die Regeln vor. Du hast ja keine Kontrolle und keinen Überblick mehr über sie, was isst sie, wann geht sie ins Bett, worüber wird geredet, putzt sie regelmäßig Zähne, mit wem hat sie Umgang, was beschäftigt sie gerade? Ich würde das ganz klar auf feste Tage eingrenzen. Das Leben ist nunmal kein Ponyhof.

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Ja, das sehe ich auch so, aber mein Mann sieht es anders. Ich werde aber mit meiner Tochter sprechen, ob sie vielleicht selber einen Vorschlag hat, wie wir sie die Zeit auf dem Hof effizient einsetzen kann und sonstige Familienaktivitäten wieder zu uns verlagern sollte.

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Und ich glaube, das ist der richtige Ansatz. Rede mit ohr. Sag ihr, das du sie vermisst. Wahrscheinlich vermisst sie euch auch, nur das neue ist so spannend. Und ich glaube miteinander einen Weg zu finden, wo sich alle wohl fühlen, ist die beste idee

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Ich kann dich verstehen. Sicher, es gibt sehr zeitintensive Hobbys. Aber jedes Mal dort mit essen, mit einkaufen fahren und was mir am meisten ein komisches Gefühl beschert- im WA Status der Frau dort täglich auftauchen? Das finde ich irgendwie komisch. Hört sich etwas vereinnahmend an und ich hätte auch Sorge, dass meine Tochter das noch nicht überblicken kann oder sich nicht richtig abgrenzen kann, wenn es drauf ankommt.

Es wäre für mich auch nochmal was anderes, wenn beide Familien MAL beim abholen zusammen essen oder so.

Ich glaube, ich würde es auch etwas begrenzen und vielleicht nur 2 Übernachtungen im Monat oder so? Das würde ich aber mit deiner Tochter zusammen besprechen. Also ihr als Familie . Sagt ihr, dass ihr das wirklich toll findet und es ihr nicht nehmen wollt. Dass ihr sie aber in eurer Mitte vermisst und auch gern noch etwas mit ihr machen möchtet und sie auch im Alltag begleiten wollt.

So schön es für deine Tochter ist, irgendwie fühlt es sich „komisch“ an

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Ja, es füht sich in der Tat komisch an. Wäre sie 16, hätte ich damit sicher weniger Probleme, aber sie ist 10 und noch sehr leicht beeinflussbar. Ich habe ihr auch schon ein paarmal gesagt, dass ich sie vermisse und gerne mehr bei uns hätte, aber sie findet es zuhause "langweilig" und ihre Geschwister nerven. Ganz normal vor-pubertär, würde ich sagen. Wir werden aber reden müsen, um einen für alle tragbaren Kompromiss zu finden.

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Ich möchte mal versuchen, eine etwas andere Perspektive einzuziehen, vielleicht kannst du damit etwas anfangen. Kennst du den Begriff der Wahlfamilie? Menschen, die man gerne mag und für die man sich als "Familie" entscheidet. Nicht unbedingt, um sich von der vorhandenen Familie loszusagen, sondern als Zusatz. Diese Familie ist für deine Tochter aktuell scheinbar das. Ich würde ihr keinesfalls morgen sagen "so, ab morgen nur noch dreimal die Woche", ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass du damit bei ihr Unverständnis, Wut und Ablehnung auslöst und damit die Distanz zwischen euch nur vergrößerst. Denn was gibt es, rational betrachtet, für einen Grund, dass deine Tochter ihre Zeit nicht mit Menschen verbringen soll, die sie gerne hat? Und, dass sie da aktuell besonders begeistert ist, ist doch recht nachvollziehbar und wird ggf mit der Zeit auch von alleine etwas abflauen. Ich würde versuchen, mit ihr ins Gespräch zu gehen. Ihr sagen, dass du sie vermisst. Ich würde versuchen einen Kompromiss zu erzielen, sowas wie ein Tag am Wochenende ist euer Familientag, da macht ihr was zusammen. Oder ab dem Abendessen ist Familienzeit. Ich würde ihr auch sagen, dass du gerne etwas von ihr mitbekommen magst. Oder du könntest ab und zu mitgehen zum Hof?! Das wäre doch vielleicht auch schön.
Ich möchte wirklich dazu raten mal den Versuch zu machen, die Situation aus der Perspektive deiner Tochter zu sehen und bin sicher, dass dann noch deutlicher wird, warum Verbote und Einschränkungen ggf. keine so gute Idee sind.

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Und wenn irgendwas passiert tragen immernoch die Eltern die Verantwortung. Sie ist erst 10! Wir alle, jung oder alt, würden gerne 24/7 Dinge tun die wir toll finden. So funktioniert das Leben nun mal nicht.Ich hätte da schon viel früher ein Gespräch mit meiner Tochter geführt und feste Regeln eingeführt.
Das hat nichts mit Verboten zu tun.

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Ich sage ja auch nicht, dass es keine Regelungen geben sollte. Ich finde es nur falsch, diese von Seiten der Eltern einfach festzulegen. Meine Idee wäre den Kontakt zur Tochter zu intensivieren, gemeinsame Räume zu schaffen, um eben auch mitzubekommen, wenn etwas schief läuft, aber ihr jetzt zu sagen "Nee, so nicht" scheint mir eher nicht sonderlich konstruktiv. Bei der Frage "wenn etwas passiert" geht es ja nun auch um Vertrauen würde ich sagen. Und Vertrauen stellt sich, m.E. nicht vor allem durch Verbote her. Eine deutliche Einschränkung von jetzt auf gleich wird für das Kind unverständlich und nicht verhältnismäßig sein, denn - zumindest aktuell - passiert ja nichts Schlimmes, wie es scheint. Ich möchte für diese Perspektive sensibilisieren. Vom Satz "das Leben ist kein Ponyhof" halte ich im übrigen gar nichts, weil er hier nur dazu dient die machtvolle Position von Erwachsenen zu stärken und aus meiner Perspektive keinen pädagogischen Mehrwert hat. Nicht jeder kann immer machen, was er / sie will, das stimmt schon, aber hier kommt doch niemand zu Schaden.

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Jetzt mal ehrlich: Übernachtung? Das ist schon extrem seltsam.


Ich würde mit der anderen Familie reden. Dass Ihr es schön findet, dass sich Eure Tochter dort wohl fühlt, dass Ihr dankbar für die Möglichkeit seid, dass sie mitarbeitet und dafür reiten kann, dass aber keine Einladungen zum Übernachten mehr ausgesprochen werden sollen, und dass sie nur x mal im Monat dort mit essen darf.

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Ja, das habe ich auch schon. Ich muss aber wohl nochmal deutlicher werden, dass es einfach zuviel ist und meine Tochter erst 10.

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Ich finde es höchst besorgniserregend.
Das wirkt auf mich instrumentalisierend bzw. kann das natürlich auch unbedacht stattfinden, aber ich als Familie würde mich doch sehr wundern, wenn plötzlich ein Kind ständig wäre und doch eher den Kontakt zu den Eltern suchen.
Niemals würde ich solch einen engen Kontakt dulden, wenn ich die Familie selber nicht gut kennen würde.
Diese enge Bindung zu einem fremden Kind ohne das erwachsene Verantwortungsbewusstsein euch gegenüber, finde ich grenzüberschreitend.

Ich würde die Regeln neu aufstellen und das Kind auch gern mal begleiten um einen engeren Kontakt zur Familie herzustellen.
Und ich würde schauen, dass ihr evtl. selber gemeinsame Hobbys aufbaut.

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Wäre sie 16 okay

aber mit 10?

Das mit WA finde ich ganz merkwürdig - wurdet ihr mal gefragt?
Das ist einfach so ja gar nicht erlaubt...

und ja, deine Tochter hat das Recht am Bild, aber ob sie das überblickt was da im Netz für immer rumschwirrt und wie sie das in 4 Jahren findet ....


Mir wäre es zuviel und zu nah...

Ich kenne auch niemanden der das so erlaubt in dem Alter...

Das sind ja keine Verwandten und es sind keine Reiterferien wo es üblich ist


Klingt etwas nach Stallhilfe aber halt nicht altersgerecht.

Ich würde es einschränken in der Schulzeit und nur in den Ferien mehr Zeit erlauben.

Unsere Kids sind 16+10 und haben beide Hobbies auch zeitintensive, aber in der Schulzeit gibt's keine Übernachtung " weil am nächsten Tag ist Probe" sondern zu Hause und morgens wieder los- auch am WE..

Fotos vom 10 jährigen nur mit unserer Erlaubnis - wenn es keine öffentlichen Veranstaltungen wie Sportturniere / Theateraufführungen sind--- und selbst da unterschreibt man vorher, dass das okay ist.
Immer - bei jedem Turnier.

Und nachdem auch Klassenfotos teilweise auf " merkwürdigen" Seiten landen...

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Ja, das mit den Fotos finde ich auch sehr unheimlich. Wir selber stellen beispielsweise gar keine Fotos unserer oder anderleuts Kinder in Social Media, weder auf WA noch auf FB. Wir wurden nicht gefragt. Ich tue mich aber leider schwer, anbderen Leute zu sagen, was sie tun oder unterlassen sollten. In dem Fall wäre es aber wahrscheinlich an der Zeit, zumal mich auch schon andere Leute aus dem Dorf darauf angesprochen haben, dass sie meine Tochter ständig dort im Status sehen.

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Ich gewinne auch den Eindruck, dass du da sehr vorsichtig bist und dich nicht traust, aber du trägst die Verantwortung für deine Tochter und musst da nicht vorsichtig nachfragen oder was sagen, sonder mal strikt reagieren.
Übrigens; mit solch vorsichtigen Grenzen überschreitenden Aktionen, mit solch einer Vereinnahmung fangen Missbrauchssituationen an.

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Wieso übernachtet sie dort? Wie ich rausgelesen habe hat die Familie ja „nur“ einen Sohn - ist das ein guter Freund? Oder wo schläft sie da 😅
Ist ja jetzt nicht gleichzeitig ihre beste Freundin vor Ort oder?

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Hallo,

ich verstehe dich auch und denke ebenfalls, dass eine 10-jährige irgendwie noch Nachhause gehört.

Was ich jedoch befürchte:

Mal angenommen, anstatt an zwei muss sie nun an vier Tagen Zuhause bleiben (Beispiel) - kommt man sich da nicht auch doof vor, wenn man weiß, das Mädchen ist nur da, weil es muss? Es will gar keine Zeit mit der eigenen Familie verbringen und man zwingt sie dazu? Ist das echt das Ziel? Und macht dann einen auf happy family? #gruebel

Ich würde es wohl eher so angehen, mit ihr zu sprechen - wirklich offen und ehrlich auch die eigenen Gefühle kommunizieren.

"Ich vermisse dich"
"Ich möchte gerne an deinem Leben teilhaben"
"Gibt es etwas, was dich bedrückt?"
"Hast du vielleicht eine Idee/einen Vorschlag/einen Wunsch, was wir als Familie Schönes unternehmen könnten?"

Dass man sie mit einbezieht und eine Lösung erarbeitet sozusagen, anstatt die Bestimmer-Keule zu schwingen.. Ja, sie ist erst 10, aber sie hat dennoch einen eigenen Willen und ich habe die Erfahrung gemacht, dass man mit Zwang alles nur schlimmer macht. Dann heult sie sich bei der anderen Familie aus, die trösten sie dann und schon ist die eigene Familie noch blöder und die andere Familie so nett und fängt sie auf.. das ist ja so nicht gewollt. ;-)

Alles Gute für euch :-)

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Vielen Dank, das gast du sehr gut beschrieben. Genau das fürchte ich auch, weshalb ich eben nicht strikt sagen will: du darfst nur noch an Tag x und y dort hingehen, den Rest der Zeit bleibst du bitte zuhause. Pferde/Tieresind nämlich ihr einziges, großes Hobby, und besonders enge gleichaltrige Freunde hat sie hier im Dorf sonst auch nicht. Insofern möchte ich sie eigentlich auch nicht dazu verdonnern, zuhause zu sitzen, damit sei eben nicht da ist, wo sie eigentlich gerne sein möchte. Auf dem Hof ist nahezu täglich noch ein anderes Mädchen zum mithelfen, mit dem sie sich gut versteht. Diese ist allerdings schon 13 oder 14. Da meine Tochter aber eben schon deutlich älter wirkt, als sie ist, scheint es zwischen den beiden auch freundschaftlich gut zu passen.

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Wie gut kennst du diese Familie überhaupt? Warum übernachtet deine Tochter dort? Ich persönlich würde das nicht erlauben, wenn es nicht gerade um ihre beste Freundin handelt und um eine Familie, die ich gut kenne. Ich bin vielleicht paranoisch, aber ich hätte da Sicherheitsbedenken.
Und wenn auch alles ok ist, ja ihr verliert mit der Zeit an Einfluss auf sie. Kinder sind sehr leicht zu beeinflussen.

Läuft es in euren Familie gut, oder gibt es viel Streit und sie flüchtet dort, mehr oder weniger?

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Ich würde das so nicht tolerieren.
Klar, es gibt wohl sehr viele Mädchen, die sich das wünschen würden: Auf einem Reiterhof aus und eingehen, wie es einem passt, rund um die Uhr. Meine Kinder wären bei sowas auch alle sofort dabei gewesen.
Du verlierst so den Überblick über deine Tochter.
Was hat sie gegessen, hat sie ihre Hausaufgaben gemacht, muss sie noch Vokabeln lernen, schaut sie fern oder hängt vor dem Computer rum, wo ist sie unterwegs, mit wem trifft sie sich ?
Das würde ich bei einem Kind in diesem Alter durchaus wissen wollen.
Ich versteh auch nicht ganz die Gedankengänge der Reiterfamilie.
Wieso darf sie dort übernachten ?
Wieso bekommt sie Geschenke ?
Das ist doch alles seltsam.

Ich würde die Reiterhofzeiten klar begrenzen und das auch mit der Reiterfamilie besprechen.
Deine Tochter wird nicht begeistert sein. Aber wie sagt man : Das Leben ist kein Ponyhof.

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Ja, dass mit den Geschenken finde ich auch seltsam...

Wofür bekommt sie die Geschenke?

Ich bin bei sowas immer skeptisch...

von Freundschaft erkaufen bis Belohnung/ Schweige"Geld" ist da alles möglich

Zumal es ja von Erwachsenen kommt

nicht von gleichaltrigen Schulfreunden die sich gegenseitig Kleinigkeiten schenken




An die TE

Hast du sie mal gefragt, wofür sie die Geschenke bekommt?

Bekommt sie die regelmäßig nach einer Übernachtung bspw.?

Hast du sie mal gefragt, wann immer Fotos gemacht werden?

Wie gut kennst du die Familie?

Wenn du von Leuten schon darauf angesprochen wirst, dass deine Tochter immer auf deren Fotos ist- mich würde das sehr stutzig machen
D.h ja, dass ihr Status von allen gesehen werden kann...

Hast du mal gegoogelt, ob Fotos deiner Tochter im Netz zu finden sind?

Hat die Familie Euch gezielt angesprochen? Oder wie kam der Kontakt zu Stande?

Sind da noch mehr Kids, die da sehr häufig sind und übernachten?
Oder nur eure Tochter?
Wo schläft sie dort?