5-Jähriger mit zur Beerdigung?

Hallo,

ich brauch mal dringend eure Meinungen.

Meine Mutter wird am Freitag beigesetzt (Urnenbeisetzung). Sie hat die letzten Jahre viel Zeit mit einer Freundin und ihrer Familie verbracht. Das war mehr eine Art Mutter-Pflegetochter-Oma Beziehung. Also eigentlich quasi eine selbst ausgewählte Großfamilie. Natürlich sind alle mit eingebunden bzw. berücksichtigt worden bzgl. der Trauerfeier.

Nun ist es so, dass ein Kind der Familie unbedingt mit zur Beerdigung möchte. Er leidet ganz extrem, fängt einfach so mitten im Spielen an zu weinen und redet dauernd nur von meiner Mutter. Er trauert sehr. Seine Mutter wollte ihm das eigentlich ersparen, weil sie ihn für zu jung hält. Aber inzwischen ist es so, dass er immer wieder davon redet und sie nun Angst hat, er verkraftet es noch schlechter, wenn er sich nicht dort verabschieden darf. Ich sollte vielleicht noch dazu sagen, dass er meine Mutter schon nicht im Krankenhaus besuchen durfte, weil er leider selber krank war. Auch damit kommt er nur ganz schwer klar.
Er stellt auch sehr viele Fragen dazu, wo sie denn nun ist, ob sie jetzt nicht mehr krank ist und ob sie nicht vielleicht doch wieder kommt. Eigentlich hätte meine Mutter aus dem Krankenhaus entlassen werden sollen, ist dann aber völlig unerwartet für alle verstorben. So ist ihm natürlich auch immer gesagt worden, sie ist bald wieder daheim.

Wie sind eure Erfahrungen? Würdet ihr ein sehr sensibles Kind zu einer Trauerfeier mitnehmen? Wie erklärt man einem Kind, warum die Verstorbene nicht da ist, aber statt dessen dort eine Urne steht?

Ach Mensch. Meine Mutter hätte nicht gewollt, dass der Kleine so sehr trauert :-(.

LG
Sassi

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Mein Beileid für dich #liebdrueck

"er verkraftet es noch schlechter, wenn er sich nicht dort verabschieden darf. "

Richtig, genauso sehe ich das auch (wie wäre es für dich, nicht hinzugehen?).
Er hat diese Frau geliebt und er hat ein Recht darauf, sich zu verabschieden! Und er wird es besser verstehen hinterher, geht er nciht mit, wird er sie vielleicht immer suchen.

Wenn du hier mal die Suchfunktion nutzt und auch in anderen Foren stöberst, wirst du oft lesen, dass es gut war, so kleine Zwerge (ab 3!) zu einer Beerdigung mitzunehmen.

Mein Sohn war 3,5 Jahre im Januar diesen Jahres, als wir meine Oma beerdigten, wir haben sie leider nur ca alle 6 Wochen gesehen. Mein Mann konnte nicht mit zur Beerdigung, ich war mit Sohnemann und Baby alleine da, und ich habe es nicht bereut.

Es gibt auch Bücher über den Tod, aber ich kann keins empfehlen, mir fehlte damals die Zeit intensiver zu suchen, wir haben Adieu Mr. Muffin - da stirbt ein Meerschweinchen, ganz nett gemacht, aber es gibt bestimmt noch was besseres. Aber mein Sohn wollte es zu diesewr Zeit immer wieder lesen und hat sich eben mit dem Thema Tod auseinandergesetzt. Kinder gehen mit diesem Thema sowieso ganz anders um, als wir Erwachsene.

Also ich finde, er sollte mitgehen - und zum Leichenschmaus Kinder dabeizuhaben, ist auch ganz gut, das lockert etwas auf und schenkt allen etwas Freude, das war meine Erfahrung.

Euch alles Gute und viel Kraft.
LG ks

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Danke schön.

Das heißt, du würdest den Kleineren auch mitnehmen? Er ist 3 Jahre alt und fragt auch dauernd, wann meine Mutter denn wieder kommt.

Ach menno. Mir tut es so leid, dass die Kleinen das schon mitmachen müssen. :-(

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Ja, warum nicht (solange nicht alle sonst wie weinend zusammenbrechen und hysterisch werden vor Schmerz) . Also bei der Rede, wo es noch mal um das Leben des Verstorbenen geht, war ich nicht mit drin, da stören die Kleinen nur und ich war da eh nicht scharf drauf. Für mich selbst war es wichtig, dabei zu sein am Grab, als die Urne da reinkam und dann legte jeder eine Rose hin, das ist so der Moment, wo es richtig Klick macht, wo man begreift und losläßt. Im Blumenladen fragte ich vorher, ob ich alte Rosen haben kann zum Blütenblätter streuen. Die Floristin hatte so richtig schöne große, die eh hätten weg müssen und hat mir die ganzen Blütenblätter in einen Eimer getan, nass eingesprüht, Folie drüber, hat gut gehalten bis zum nächsten Tag und mein Sohn durfte am vorbereiteten Grab / Loch die ganzen Blütenblätter hinstreuen, während die anderen noch bei der Rede waren und wir dort schon warteten. Das sah sehr schön aus und er hatte was zu tun.
Klar hat er dann viele Fragen gestellt, aber er hat auch sehr viel verstanden, wird ein ganzer Sarg beerdigt, ist es wohl einfacher zu verstehen, bei uns war es ja auch nur eine Urne.

ich las mal einen Beitrag, da waren die kinder auch so zwischen 3-5 und der eine war mit auf der Beerdigung vom Opa und der andere nicht (Cousins glaube ich) - für den, der mit war, war es dann okay, der andere suchte noch lange nach Opa und fragte nach ihm.

DerTod gehört zum Leben dazu, das sollten Kinder auch lernen. In unserer Gesellschaft ist das eines der Tabuthemen, was einen normalen Umgang damit sehr schwer macht. Da können wir uns bei den Kindern ne Scheibe abschneiden bei vielen Themen.

LG ks

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Ich würde ihn mitnehmen,damit er sich verabschieden kann.
Und dann solltet ihr vielleicht Hilfe für ihn suchen,eventuell bei einem Hospizdienst.
Außerdem gibt es kindgerechte Bücher,in denen der Tod ganz gut erklärt wird.

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Danke für deine Antwort.

Ein Buch haben sie schon vom Pastor geliehen bekommen. Der Pastor war auch der Meinung, er solle sich bei der Beerdigung verabschieden.

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Hallo,

ich habe mir geschworen, wenn bei uns von nem nahen Verwandten, sprich Oma, Opa, Tante, Onkel ne Beerdigung sein müßte und meine Kinder dann über 4 sind, dann würde ich sie mitnehmen!

Ich war 7 als meine Oma starb und ich fand es ganz schrecklich, wie es totgeschwiegen wurde. Das wir Kinder "geschützt" werden sollten. Ich weiß, wie traurig ich als Kind war, sie war einfach weg, da war kein Abschied, nichts.

Ich würd nen 5-jährigen bei nem engen Verwandten auf jeden Fall mitnehmen

L.G

Haruka

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Auch dir vielen Dank für deine Antwort.

Die Mutter redet mit beiden Kindern darüber und es wird nicht totgeschwiegen. Sie hat halt einfach Angst davor, dass er hinterher noch mehr leidet.

LG
Sassi

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Hallo

Mein herzliches Beileid zum Verlust deiner Mutter.

Zu deiner Frage:

Defintiv ja, Kinder haben (in jedem Alter, da mach ich keinerlei Grenze) auf jeden Fall das Recht, sich zu verabschieden.... Ob nun 1 Jahr, 3, 5 oder 10 Jahre, das ist in dem Fall völlig egal...

Unsere Kinder waren bei meinem Opa (letztes Jahr im Dezember) knapp 2 Jahre und 10 Monate alt, sie waren beide dabei... Ich habe mir ledoglich eine Person ausgesucht, die mitgeht und bei Bedarf mit den Kindern rausgehen kann, in unserem Fall war es der Verlobte meiner besten Freundin... Unsere Kinder kennen ihn und wären, wenn nötig, mit ihm draußen spazieren gegangen... Es war allerdings nicht nötig, unser Sohn saß zwar bei ihm und meiner Freundin, war aber ruhig und hat sich gut beschäftigt... Unsere Tochter saß bei uns und hat durch den raum geschaut... Am Grab (ebenfalls Urnenbeisetzung) hat unser Großer sich dann von seinem Uropa mit "Tschüß, TickTack!" verabschiedet...

Auch bei der Beerdigung meines Vaters (dieses Jahr im Mai) waren beide dabei, zu der Zeit 1 1/4 und 2 1/4 Jahre alt... Zusätzlich hatte meine Freundin ihren Sohn (ebenfalls 1 Jahr) auch mit... Unsere Kinder haben es wieder super gemacht, ihr Verlobter ist mit ihrem Sohn lieber rausgegangen, weil der unruhig wurde... Allerdings hätte ich bei Bedarf noch eine andere Freundin gehabt, die sich um unsere beiden gekümmert hätte... War aber auch diesmal nicht notwendig, da beide ruhig waren...

Ich würde die Kinder immer wieder mitnehmen, denn wie ich schon sagte, die Kinder haben ein Recht auf einen Abschied! Und wenn man Abschied genommen hat, klappt das Verarbeiten meistens besser... Außerdem gehen Kinder mit solchen Situationen meist ganz anders um als wir denken... Wir haben immer das Gefühl, die Kinder vor diesem Thema schützen zu müssen, weil es nun mal ein Thema ist, welches in unserer Gesellschaft tabu ist... Aber wie sollen Kinder denn lernen, wie sie sich in so einer Situation angemessen verhalten sollen? Irgendwann sind wir diejenigen, die gehen müssen und unsere Kinder müssen uns beerdigen... Woher sollen sie das dann alles wissen?

Nehmt die Kinder mit, das ist für Kinder genauso wichtig wie für uns!

LG

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Hallo,

vielen Dank.

Ich sehe das auch so. Sterben gehört (leider) zum Leben dazu und das müssen auch Kinder lernen. Die Mutter ist halt einfach unsicher, wie er die Situation verkraftet und möchte nicht, dass er noch mehr leidet.

LG
Sassi

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Gerade deshalb sollte er ja mit... Sonst leidet er vermutlich sein Leben lang drunter, ich kenne da einige und habe hier auch schon häufig drüber gelesen...

Wenn man sich mit dem Kind beschäftigt und ihm das erklärt, wird es sicher nicht so schlimm werden... Hier geht es ja zum Glück nicht um einen Abschied am offenen Sarg... Da wäre ich vielleicht auch skeptisch!

LG

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Ja, meine damals 4jährige war mit bei der Beerdigung meiner Tati(Schwester meiner Oma, die Ich nie kennenlernen durfte) hat viel geweint konnte so aber Abschied nehmen.

Mein Sohn 4 hat am Sterbebett seines Opas schon Abschied genommen und wird auch zur Beerdigung mitgehen. Als er knapp2 war, haben wir nach der Beerdigung mit Ihm die Grabstelle besucht wo seine "maja" (sehr liebe Nachbarin) jetzt schläft.
Er hat sehr viele Sterne am Himmel denen er winken kann.
LG

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Die Mutter hat mit beiden Kindern einen Stern ausgesucht und gesagt, dass das nun der Stern meiner Mutter ist. Sie redet auch mit den Kindern darüber und beantwortet die Fragen, die sie stellen.

Ursprünglich wollte sie allein zur Beerdigung kommen und hinterher mit den Kindern das Grab besuchen. Aber der Große fragt, warum er sich nicht auf der Beerdigung verabschieden darf, Mama aber schon. Und irgendwie hat er ja auch Recht, wenn ihm das unfair erscheint.

Ich selber würde ihn auch mitnehmen. Aber wir wollten halt gern auch noch ein paar andere Meinungen hören. Der Kiga bzw. die Erzieherinnen haben davon dringend abgeraten.

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Hallo Sassi!

Als allererstes mein Beileid!

Ich würde das Kind auch auf jeden Fall mit zur Beisetzung nehmen, dann versteht es auch, was passiert! Wenn man es ihm nur erzählt, dann weiß man ja immer nicht, wie Kinder sich das dann alleine vorstellen.
Mein Schwiegervater ist gestorben, da war mein Sohn grade vier Jahre alt... Für uns war von Anfang an klar, dass wir ihn zur Trauerfeier mitnehmen würden, damit auch er sich von seinem Opa verabschieden konnte. Wir haben eben so gut es geht versucht, ihm zu erklären, was passiert ist, und wir bereuen es bis heute nicht, dass er dabei war!
Ich durfte damals nicht mit zur Beerdigung meines Opas...Ich war schon 10, aber meine Mutter wollte das damals nicht. Ich bereue es bis heute...

Lg Silvie

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Hallo

meine Kinder waren 6 und 3

und waren dabei als meine Mama, ihre gliebte Oma beerdigt wurde

sie wollten von Anfang an dabei sein - und das hätte ich ihnen auch nicht "verbieten" können
wenn sie nicht gewollt hätten, wären sie daheim geblieben
aber in dem Alter finde ich sollte man die Meinung der Kinder auch miteinbeziehen ......

meine Kinder haben sich sogar von der Oma verabschiedet - was ich erst nicht wollte
aber wir hatten ein super Bestattungsinstitut, die sich spezialisiert haben auf den Tod von Kindern, Geschwistern und die haben es empfohlen - wenn die Kinder es wollen ....
wir wurden da gut begleitet und es war völlig in Ordnung

keines meiner Kinder war irgendwie geschockt - oder übermäßig erschrocken ....
traurig aber es war auch traurig schön .....

Die Bestatterin hat gesagt - nur was man sieht, wenn man es sieht - kann man los lassen - begreifen .

für meine Kinder saß die Oma noch im Pflegeheim ....
sie machten sich Sorgen ob sie friert ohne Jacke ect.

Grüße Silly

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Hallo Sassi,

da war vor einigen Tagen ein Magazin-Artikel auf der ersten urbia-Seite, genau zu diesem Thema: http://www.urbia.de/magazin/familienleben/erziehung/trauern-mit-kindern

Eine #kerze für deine Mutter und euch allen viel Kraft!

LG,
Susanne

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mein beileid! und natürlich würd ich mein kind mitnehmen, gehört ja auch zur fam.