Sie will nichts vortragen

Hallo Ihr Lieben,

Meine Vivien (9) weigert sich in der Schule Lieder und Gedichte vorzutragen. Nun meinte die Musiklehrerin ich solle mit ihr mal zum Arzt gehen, denn da steckt was ernsteres dahinter. #kratz Sie kann die Texte und bekommt auch von der Lehrerin angeboten in einem separaten Raum zu singen, nichts.Leider bekommt Sie dadurch immer schlechte Zensuren. Mit dem Opa trällert sie alle Lieder, was soll ich machen?
Das ist keine neues Problem bei uns, das macht sie seit der 2.Klasse. Sie ist auch sehr nah am Wasser gebaut und weint - wie es mir scheint - meist grundlos.
z.B. wenn sie etwas nicht findet (Schuh, Stift, Taschentuch - irgendwas banales)

LG Sylvia

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PS: Das "grundlose" weinen beherrscht sie aber nicht erst seit der 2. Klasse, sondern auch schon im Kindergarten.

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ich mochte das auch überhaupt nicht... die Lehrerin hatte oft mit meiner Mutter gesprochen, aber um so mehr alle wollten das ich im " Mittelpunkt" stehe um so schlimmer wurde alles... ich hätte gerne mal sowas gemacht aber meine eigenen Angst stand mir im Weg und ich muß sagen heutzutage kann ich das immer noch nicht leiden...aber habe gelernt das es manchmal kein drumherum gibt...

Zwingen kann keiner dein Kind, aber ich würde doch mal mit dem Kinderarzt reden vielleicht gibt es ja Kurse für dien Kind damit ihr Selbstbewusstsein gefördert werden kann, sowas hätte ich mir früher gewünscht....

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Ja, ich habe es auch gehasst. Ganz am Anfang der Schulzeit habe ich sehr gern gesungen, bis zu dem Zeitpunkt da jemand bestimmt hat ich solle vor der versammelten Schule ein Lied singen. Ich hab singen danach nur noch gehasst. Das ging bei mir sogar so weit das ich auch später im Unterricht nur noch still mitgemacht habe, einfach aus Angst etwas falsches zu sagen habe ich mich nicht mehr gemeldet.

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wir haben uns wohl selbst im weg gestanden... aber ich kann dieses grausige Gefühl immer noch spüren wenn ich meine Erinnerungen wachrufe...

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Hat die Gute denn auch eine Vermutung geäußert? Ist doch nicht gerade kompetent, die Mutter so zu verwirren, ohne eine Vermutung zu haben...

Es gibt Kinder, die in der Öffentlichkeit, im Kindergarten oder eben in der Schule nicht gern frei reden. Manche sagen dann sogar gar nichts und verschließen sich vollkommen. Dazu gibt es auch medizinische Diagnosen. Geh mit ihr zum Arzt, vielleicht hat der eine Idee, wie Abhilfe geschafft werden kann. Ich kann dir hier na klar Begriffe geben, das werden andere sicher auch machen, aber was nützt es, wenn wir, die wir gerade mal ein paar Zeilen zu lesen haben, dir eine Diagnose zu stellen versuchen? Also, ab zum Arzt, der kann helfen.

Tröstet du sie denn, wenn sie über ihr verlorenes Taschentuch weint? Oder wie geht ihr damit um?

Was für uns banal erscheint, ist für Kinder oftmals unwahrscheinlich wichtig.

L G und alles Gute
Gunillina

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Zitat " Es gibt Kinder, die in der Öffentlichkeit, im Kindergarten oder eben in der Schule nicht gern frei reden. Manche sagen dann sogar gar nichts und verschließen sich vollkommen."
So ein Kind war ich auch...

Zum trösten... Nein, ich tröste sie nicht wirklich, ich sage ihr aber das es nichts schlimmes ist und das sie es doch einfach sagen soll wenn sie nicht weiss wo was ist. Meist nehm ich sie kurz in den arm. Es gab auch andere Phasen, da hat mich das weinen einfach nur wahnsinnig gemacht. Ich musste das auch erst lernen damit umzugehen.

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Nun, wenn es bei dir nicht anders war, dann überleg mal, was dir damals geholfen hat? Ich meine, du bist erwachsen geworden, wie wir alle erwachsen werden. Konntest du dann irgendwann vor der Klasse sprechen? Oder was auch immer dein Problem war? Und wenn es für dich schwer war, weißt du sicher, wie deine Tochter sich dann fühlt. Ich würde zusehen, dass sie Hilfen bekommt. Damit sie über ihren Schatten springen kann und das Reden (Vortragen, ich weiss schon, dass sie reden kann;-)) lernt.
Alles Gute!
Gunillina

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Hallo,

ja..das kenne ich, aus eigener Leid voller Erfahrung.
Ich war auch so, ich habe es gehaßt überhaupt etwas in der Schule zu sagen, Vorträge, Vorsingen und dergleichen waren die reine Hölle.

Aber da wurde noch nicht viel gefragt oder herumdiagnostiziert, da wurde verlangt...jawohl.
Ich MUSSTE in der Schule reden, ich MUSSTE Vorträge halten, ich MUSSTE in der Musikschule vorspielen, ich MUSSTE die Verkäuferin im Geschäft was fragen und..und...und...

sicher hat meine Mutter niemals Gewalt angewendet, sie hätte nie geschimpft oder dergleichen, aber immer und immer und immer wieder ist auf mich eingeredet worden mit Engelszungen und mit Versprechungen, auch ohne Versprechungen ..ach was weiß ich was die nicht alles versucht haben.

Ein ums andere mal mußte ich mich überwinden, habe Blut und Wasser geschwitzt, klammheimliche Tränen vergossen, mich gehasst, das Publikum gehasst, die Situation gehasst.

Ich könnte ewig so weiter erzählen, es ist ein Buch ohne Ende.

Mein Sohn ist ganz genauso, anfangs ( Kindergarten) sprach er mit niemandem, später in der Schule ( ab 4 Jahre) mußte die Lehrerin ihm jedes einzelne Wort aus der Nase ziehen, mittlerweile spricht er im Unterricht ganz frei...aber auf die Bühne zu Vorträgen? Niemals! Mit der Klasse singen? Auch nicht.

Ich lasse ihn sein wie er ist! Basta..kein Drängen, kein gutes Zureden, kein dran herum therapieren. Er ist..wie er ist und er ist verdammt gut so.

Am deutlichsten sieht man nämlich an mir das dieses ganze Theater das den Kindern angetan wird überhaupt nichts bringt...ich verhungere heute noch eher als einen Verkäufer nach etwas zu fragen...ich würde niemals einen Vortrag vor Leuten halten und der Pfarrer bei unserer Hochzeit hatte die strikte Anweisung mich lediglich ja...sagen zu lassen *g*

Seltsamer Weise öffnet mein Sohn sich Jahr für Jahr mehr, ganz ohne das ich ihm antue was mir und anderen Kindern angetan wurde und wird.

Da hat mir seine Lehrerin der Gruppe 3 etwas sehr wichtiges gesagt, das habe ich mir nochmal zu Herzen genommen und bin froh das die Schule auf die mein Sohn geht strikt danach handelt: "Es gibt Kinder die reden und Kinder die denken.....Dominik denkt....und wie!!!"

liebe Grüße

Andrea

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Ich vermute mal, die Lehrerin denkt da an Mutismus (elektiven Mutismus).
Angenommen sie hat recht, dann tut man dem Kind enorm unrecht, wenn man ihm die Diagnose versagt, denn mit der Diagnose hätte sie Anspruch auf entsprechende Hilfe UND auf Anwendung eines anderen Notenschlüssels für mündliche Unterichtsteilnahme, oder sogar entsprechende Notenbefreiung.

Es gibt viele Kinder, die durchleben einen enormen Leidensweg, sie gelten als extrem schüchtern, verstockt, eventuell sogar als unhöflich und zurückgeblieben. Die häufigen Tränen sind weniger Waffe als vermutet, sondern für solche Kinder zusätzliches Leiden, sie schämen und fürchten sich erst recht dafür.

Mutismus ist nichts wovor man sich fürchten muss, wird ein betroffenes Kind erkannt und wird mit ihm entsprechend umgegangen, steht einem "ganz normalen" Lebensweg nichts im Weg.

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Also wir mussten in der 7. oder 9. Klasse damals auch vor der Klasse singen. Wie bescheuert ist das denn? Ich finde das muss nicht sein weil viele gerne ausgelacht werden. Damals hätte ich mir sofort freiwillig ne 6 geben lassen. Egal ob ich es gekonnt hätte oder nicht das aber wäre nichts gewesen. Man muss Kinder nicht blamieren wenn sies wirklich nicht können.
Ela