AD(H)S Symptome, woran habt Ihr es erkannt?

Hallo zusammen,

ich hoffe mal hier gibt es Eltern, deren Kinder AD(H)S haben und die so lieb wären um mir die Frage zu beantworten.

Aktuell mache ich mir nämlich Gedanken, ob das auf unseren Jüngsten (wird im April 8 Jahre alt) zutrifft. Er hat sich im Laufe des letzten Jahres so verändert. Im ersten Schuljahr war noch alles gut. Zum Beginn des 2. Schuljahres änderte sich allerdings alles. Am besten beschreibe ich mal was mir so auffällt:
1. Seit letztem Jahr hat er Verlustängste (wenn ich ohne Ihn weg gehe)Schläft auch nicht mehr gerne woanders.
2. Er ist schnell frustriert und dann laufen auch schnell die Tränen.
3. Sagt ab und an sein Leben sei Scheisse.
4. Kommt schulisch überhaupt nicht mehr mit. Hat eine festgestellte LRS
5. Die Lehrerin meint, er strenge sich zwar an allerdings kann er die Konzentration nicht halten. Auch ist er sehr unsicher in der Schule. Hausaufgaben sind teilweise nicht vollständig gemacht (Bei Rechenaufgaben vergisst er die Lösung zu schreiben.
6. Er scheint ständig im Kopf unter Strom zu stehen (ist allerdings körperlich nicht übermässig aktiv. Teilweise antwortet er auf Fragen mit völlig falschen Antworten (kommt von Höcksken auf Stöcksken)
7. Wird schnell laut wenn er von seinem Bruder genervt wird (der Bruder ist 11 Jahre und stichelt momentan leider ganz schön)
8. Vergisst und verliert relativ häufig Sachen.
9. Kann keine selbstständigen Entscheidungen treffen, fragt immer was würdest Du tun oder nehmen...

Freunde hat er, auch einen besten Freund mit dem er bereits im Urlaub war. Das war allerdings schon dramatisch genug bis er wegfuhr. Er heulte den ganzen Morgen, das er nicht wüsste, was er machen solle, fuhr dann mit Tränen in den Augen mit und kam strahlend wieder.

Was mich allerdings verwundert, ist, dass überall beschrieben wird, dass AD(H)S dann bereits vor dem 6. Lebensjahr auftritt. Bis zum letzten Sommer war das alles nicht.

Ich bin mir gerade wirklich unsicher, was ich machen soll. Ist es eine Reaktion auf den Tod der Urgrossmutter letzten Jahres im Frühjahr (er hatte eine relativ gute Beziehung zu Ihr, da SIe mit bei der Oma im Haus wohnte, wo er oft war). Hat es eventuell etwas mit der Anaphylaxie zu tun die letztes Jahr bei Ihm diagnostiziert wurde (seitdem muss er ständig sein Notfallset mich sich tragen)?

Würdet Ihr mir verraten wie sich das bei euren Kindern bemerkbar gemacht hat?

Danke euch und liebe Grüsse

Silke

1

"Im ersten Schuljahr war noch alles gut. Zum Beginn des 2. Schuljahres änderte sich allerdings alles. Am besten beschreibe ich mal was mir so auffällt: "

Auf die Schnelle, bevor ich mir später Zeit nehme:

gab es von Anfang an Auffälligkeiten oder erst jetzt nach der Veränderung?

AD(H)S hat man oder man hat es nicht - von Geburt an, im Bauch vermutlich auch schon ;-)

Die meisten Kinder, die mit der Diagnose kenne, zeigten schon als Baby/Kleinkind Auffälligkeiten, Abweichungen, Schmunzeln auslösendens..... alles oft noch im Rahmen, noch erklärbar etc. aber rückblickend! doch da.


Kommen Veränderungen erst später, es gab nie Hinweise oder "ist halt so", dann würde ich in andere Richtungen tendieren.
Hierzu lese ich aber zunächst in Ruhe deinen Beitrag, bevor ich antworte.


Meine AD(H)S Diagnose bekam ich als Erwachsene. Auffälligkeiten gab es bei mir seit Baby an.

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Hallo Zahnweh,

danke Dir für deine Antwort. Um es mal so zusagen: Jein!

Das einzige was damals bereits vorhanden war, war wohl die Verlustangst und dass er sich noch nie gut für etwas entscheiden konnte.
Er ging relativ früh mit 1,5 Jahren in den Kindergarten. Bis dato schlief er wie ein Engel. Er ging wach ins Bett schlief alleine ohne Begleitung ein und durch. Mit der Betreuung änderte sich dies jedoch. Er brauchte einige Zeit Einschlafbegleitung und schlief bis zu seinem 4,5 Lebensjahr (ungefähr) nicht mehr durch. Er weinte nachts laut los und beruhigte sich erst, als er bei mir mit im Bett lag.

Sonst fand ich Ihn nie auffällig. Er wurde nie laut, schrie nie rum oder weinte gleich los wenn Ihm etwas nicht passte. Er fing immer an zu schmollen. So richtig der Schmollblick, Arme vor die Brust und ich rede nicht mehr mit Dir.

Also irgendwie passt es nicht so wirklich, wenn man damit schon geboren würde... Oder doch?

Ich habe ja gerade die zweite Antwort gelesen und vielleicht ist es wirklich der Überforderung geschuldet. Was mir im nachhinein jetzt auch einfiel: Sein Bruder hat zu dem Zeitpunkt die Grundschule verlassen. Vielleicht hat es auch etwas damit zu tun. Er hatte keinen Spielpartner mehr (die 1.Klässler haben viel mit den 4.Klässlern gespielt)(Sein Bruder hatte sich desöfteren beschwert, das Nils Ihn mal in der Pause in Ruhe lassen sollte).

Das zusammen mit den steigenden schulischen Anforderungen und den anderen Themen im letzten Jahr (Todesfall/Krankenhausaufenthalt aufgrund der Anaphylaxie und der ständigen Gegenwärtigkeit (Notfallset) ist vielleicht wirklich der Grund für alles...


LG
Silke

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Hallo.

Also für mich hört sich das nicht nach ADHS an. Ich denke, dass er momentan mit allem überfordert ist. Er wird älter und merkt, dass er jetzt mehr machen bzw. lernen muss. Er hat Angst zu versagen.

Mein Sohn war auch die ersten zwei bis drei Schuljahre "gestresst". Auch teilweise jetzt noch, aber das kann er mittlerweile gut verarbeiten. Er hat gelernt zu lernen und auch damit umzugehen. Er war auch am Anfang ziemlich überfordert, obwohl ihm die Schule nicht schwer viel. Er hat auch in dieser Zeit seinen Opa verloren an Krebs. Also es kam auch eine Menge auf ihn zu. Er ist auch sehr sensibel und auch stellt er die Ansprüche an sich sehr hoch. Dadurch ist er sehr ungeduldig und gibt schnell auf. Unser hat Allergien, wo er jetzt auch drei Jahre lang eine Hyposensiblisierung hinter sich hat. Das alles zusammen ist schon viel. Er ist jetzt fünfte Klasse und es kehrt auch in ihm etwas mehr Ruhe ein. Er hat auch noch das Problem, dass er kleiner ist als seine Klassenkameraden. Nicht alle, aber einige schon und das geht an sein Ego.#schein

Ich denke, es ist eine Entwicklungsphase, die sie einfach nur überstehen müssen. Ich stehe ihn immer bei, lass ihn auch seine Ruhe, wenn er sie braucht. Das klappt ganz gut. Er kommt auch mit jeder Kleinigkeit zu mir und stellt viele Fragen. Besonders in der Zeit, als sein Opa im Sterben lag. Ich rede dann mit ihm und dann ist er auch schon ruhiger.

So, nun siehst du, du stehst nicht alleine da. Wenn du Fragen hast, frag einfach. Vielleicht sehe ich ja noch mehr Parallelen zwischen unseren Jungs. ;-)

LG

8

Hallo Hermina,

danke Dir für deine Antwort.

Überfordert ist er. Aber ich bin mir halt doch unsicher, ob es wirklich nur die Überforderung ist oder doch mehr dahinter steckt.

Das er die 2. Klasse wiederholen muss, hat sich jetzt erst mal so einigermassen gesetzt. Wie ich Ihm das erkläre weiss ich noch nicht. Da er auch sehr sensibel ist, wird er sich wahrscheinlich gleich wieder für zu dumm halten.

Jetzt möchte ich aber natürlich nicht alles schleifen lassen, so nach dem Motto: Ach ja einfach die 2. Klasse nochmal, das wird dann schon. Das ist mir einfach zu heikel. Daher der Gedanke, ist es nur Überforderung oder doch mehr?

LG
Silke

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Hallo,

AD(H)S kommt und geht nicht so einfach. Das hat man, oder man hat es nicht.
Kinder, die das haben, sind schon als Kleinkinder oder im Kindergarten auffällig verträumt oder zappelig, haben Konzentrationsschwierigkeiten und sind impulsiv.

Ich denke, Euer Sohn ist gerade psychisch überbelastet. Deswegen ist er vollkommen verunsichert und wird von jeder Kleinigkeit aus der Bahn geworfen.
Offenbar kommt es bei dem armen Kind ja gerade von allen Seiten knüppeldicke. :-(

Ich würde versuchen, einen guten Kinderpsychologen zu finden.

Falls das so schnell nicht geht, würde ich versuchen, heraus zu finden, was Euren Sohn gerade am meisten belastet und an dem Problem mit ihm arbeiten.
Wenn das nicht die Schule ist, würde ich die jetzt gerade mal locker sehen und der Lehrerin sagen, dass Ihr gerade erstmal dafür sorgen müsst, dass Euer Sohn sich allgemein wieder wohler fühlt.

Ansonsten würde ich für möglichst viel Entspannung in seinem Alltag sorgen. Viel draußen in der Natur zu sein, ist da hilfreich.

LG

Heike

5

Hallo Heike,

ja knüppeldick trifft es wohl. Es sind noch andere Kleinigkeiten (die ich nicht alle erwähne), die Summe macht es wohl.

Da sein Bruder bereits eine LRS hatte sind wir schon frühzeitig bei einem Kinderpsychotherapeuten gewesen. Dieser hat jetzt auch die LRS von Nils diagnostiziert.Aufgrund von Sprachproblemen (verordneter Logopädie) kennt Nils Ihn auch bereits seit knapp 1,5 Jahren. Das Gefühl der Überforderung habe ich mit Ihm besprochen, er meinte wir sollten Nils jetzt unterstützen und immer wieder aufmuntern. Sonst sieht er derzeit keine Probleme. Auf eine mögliche AD(H)S habe ich den Kinderpsychotherapeuten aber nicht angesprochen, ich möchte Nils aktuell wirklich keinerlei Tests mehr unterziehen. Aber wahrscheinlich wäre es doch bei den Fragebögen und den Testungen aufgefallen, wenn etwas wäre, oder?

Die LRS Diagnostik war wichtig und hat auch bei Ihm etwas für Erleichterung gesorgt, da er jetzt weiss dass er nicht dumm ist, aber ansonsten muss jetzt hier erst mal Ruhe einkehren, denke ich.

Ich bin halt nur gerade unschlüssig ob das alles noch durch Überforderung kommt (gerade Probleme mit der Konzentration und diese Vergesslichkeit), oder ob ich das im Auge behalten sollte. Ich will mich halt jetzt nicht darauf ausruhen, dass er die 2. Klasse wiederholen wird und dann schon alles gut wird...

Fakt ist aber, wir nehmen hier erstmal gehörig Tempo raus. Er tut sich schwer, wird die 2. Klasse wiederholen müssen und somit geniessen wir vielleicht wirklich erst mal mehr das Leben und die Zeit.

LG
Silke

9

Morgen.

<<<Ich bin halt nur gerade unschlüssig ob das alles noch durch Überforderung kommt (gerade Probleme mit der Konzentration und diese Vergesslichkeit), oder ob ich das im Auge behalten sollte.>>>

Beides. Er ist momentan überfordert, aber im Auge behalten sollte man es trotzdem. Er wird seinen Weg noch nicht gefunden haben. Vielleicht mit kleinen Dingen, wo du genau weisst, dass er es kann, motivieren. Und dann in kleinen Schritten langsam herausfordern ohne das er es merkt. Das hat bei meinem sehr gewirkt. Ich habe auch vieles spielerisch mit ihm gemacht, ohne dass er es mitbekam, dass ich ihn gefördert habe. Sie wollten ihn auch mit LRS "abspeisen". Hat er natürlich nicht, denn er ist ein guter Leser. Mittlerweile weiß der Lehrer es auch. Mein Sohn braucht eben seine Zeit, bis er es für sich zulässt. Klar ist es nervig, aber ich weiß, es kommt.Und dann sitzt es. Wie gesagt, mein Sohn setzt selbst seine Anforderungen an sich zu hoch. Und das krieg mal aus ihm raus.

Ich denke, wenn du dran bleibst, dann findet ihr den richtigen Weg. Er muss nur die Sicherheit haben, dass ihr zu allem hinter ihm steht. Das beruhigt schon ungemein.

Alles Gute.

LG

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"5. Die Lehrerin meint, er strenge sich zwar an allerdings kann er die Konzentration nicht halten. Auch ist er sehr unsicher in der Schule. Hausaufgaben sind teilweise nicht vollständig gemacht (Bei Rechenaufgaben vergisst er die Lösung zu schreiben."

War das früher auch schon so (Kindergarten, 1. Klasse)?
Manche Kinder können ADS/ADHS auch "vertuschen" z.B. durch IQ ausgleichen, Interessen etc. bis es irgendwann voll durchkommt.

Interessant bei ADS/ADHS ist z.B. sehr lange, sehr hohe Konzentration bei interessanten! Themen und so gar keine Motivation/Konzentration bei uninteressanten Themen.


LRS:
wurden hierbei auch Augen, Ohren kontrolliert?

Ward ihr beim Augenarzt?
Kurzsichtigkeit/Weitsichtigkeit.
Aber auch doppelt sehen und andere Probleme können die Konzentration deutlich senken.

Inzwischen kenne ich viele Kinder, die im Kindergartenalter noch gut sehen (ausgleichen) konnten und dann in der Grundschule kam Sehprobleme hinzu.
Schleichend oder vorhandene haben sich dann erst gezeigt.

Einschulungstest macht nur das nötigste. Vieles fällt da bereits unten durch, weil sie in der Kürze der Zeit gar nicht so intensiv testen können.

Einer aus meiner Klasse sah z.B. alles doppelt. Rechtschreibprobleme und Konzentrationsprobleme waren sehr hoch. Für ihn war es normal, bis es ein Augenarzt festgestellt hat und er die richtige Brille bekam.



Wenn Augen und Ohren alles in Ordnung sind, würde ich auch Richtung überlastung tippen. Einfach viel zu viel los bei ihm!


Wurden seine Blutwerte mal geprüft?

Zu einer guten ADS/ADHS Diagnose gehört übrigens:
- Sehtest/Hörtest
- Schilddrüsenwerte prüfen
- Diabetis ausschließen (Zuckerwerte prüfen lassen)
bei Erwachsenen auch Ausschluss von Hirntumor und Prüfen der Leberwerte

Grund: all das kann auch Konzentrationsprobleme und weiteres nach sich ziehen.

7

Hallo Zahnweh,

Konzentrationsprobleme waren weder im Kindergarten noch in der 1. Klasse aufgefallen. Die Vergesslichkeit äussert sich in vergessen Arbeitsblättern für die Hausaufgaben (gut 6 mal in jetzt anderhalb Jahren geht glaube ich noch. Das Aufschreiben der Hausaufgaben vergisst er nie. Allerdings dann die Arbeitshefte bzw. Bücher ab und an mal. Was jedoch oft vorgekommen ist, ist dass er ohne Tornister aus dem Haus raus rennt. Wenn man Ihn dann nicht daran erinnert, würde er glatt ohne fahren.

Augen sind in ständiger Kontrolle. Er ist seitdem er 3,5 Jahre alt ist Brillenträger. Wir gehen regelmässig alle 6 Monate zur Kontrolle, kein latentes Schielen vorhanden, welches die Konzentration beeinträchtigen könnte.
Bzgl. der Ohren waren wir beim Pädauiologen. Der Test ergab normales Hören, leichte Tendenz zur AVWS.

Diabetes und Schilddrüsenwerte wären noch testbar. Das stimmt. Macht vielleicht auch Sinn je nachdem ob familiäre Vorbelastung hier etwas ausmachen würde. Allerdings hatte ich mich da auch schon mal eingelesen (da ich unter Schwangerschaftsdiabetes litt und selber Probleme mit der Schildddrüse habe). Symptome hat er hier nicht.

Was für mich noch logisch klingen würde und was ich bei der Kinderärztin schon mal angesprochen habe, wäre eine Blutuntersuchung auf Vitaminmangel (Kalzium, Vitamin D etc). Dazu rät Sie allerdings erst im Frühjahr. Da Nils zusätzlich zu allem anderen auch noch unter einer Mineralisationsstörung der bleiben Zähne leidet und daran auch ein Kalziummangel schuld sein könnte, wird das definitiv noch abgeklärt.

LG
Silke

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Meine Tochter war tatsächlich bis zur 2ten Klasse völlig unauffällig. Dann fing es bei ihr genauso an wie bei dir. Und ihre Noten sind grauenhaft. Obwohl sie definitiv klug genug ist.


Psychiater sagte dies sind Auswirkungen auf die Veränderungen in ihrem Leben. Gab zu dem Zeitpunkt wirklich einige. Wir sollen weiter fördern und fordern.

So, es strichen ein paar Jahre ins Land und mittlerweile macht sie nicht mal mehr was für die Schule ohne massiven Zwang. Aus dem verzweifelten ich kann das nicht ist ein , mir doch egal ich kann das eh nicht geworden.

Zudem wurden die Aussagen von wg das Leben ist scheisse schlimmer.. also wieder zum Psychiater. Diesmal wurde ads festgestellt ohne das H für Hyperaktivität.

Ich weiß das Veränderungen im Umfeld durchaus zu Wesens Änderungen beitragen, aber ich würde durch raten deinen Sohn mal einem Psychiater vorzustellen.

Denn glaube mir, sollte er sich in Richtung meine Tochter entwickeln wird es echt schlimm. Holt euch vorher Hilfe.