Wie geht ihr mit Neid eurer Kinder um?

Mein Sohn hat in der Schule einen neuen Freund kennengelernt. Die Beiden verstehen sich wirklich gut und es ist ein sehr netter Junge, wenn auch ein wenig verwöhnt. Und hier kommt auch schon mein Problem. Ich habe mittlerweile jeden Tag hier Diskussionen wegen diesem Jungen. Er ist das einzige Kind und weit und breit einzige Enkelkind und ihm wird der Hintern vergoldet. ALLES was er will bekommt er. Tablett, PC, Switch, Fernseher usw. Diese Diskussionen "warum kriegt XY das und ich nicht?" verkrafte ich noch ganz gut. Aber es geht schon beim Abholen von der Schule los. Der Junge ruft seiner Mutter zu "heute will ich Eislaufen". Dann fährt sie mit ihm 50 km zum Eislaufen. Am nächsten Tag Indoorspielplatz. "Na klar, Schatz". Dies ist beliebig erweiterbar. Irgendwann geht es vielleicht auf den Mond.
Mein Sohn zieht dann immer ein langes Gesicht, weil wir das heute nicht machen können. Ich erkläre ihm jeden Tag, dass wir gerne auch mal wieder dieses und jenes unternehmen können, aber es heute eben nicht geht. Er meint dann, dass das nur so ist, weil er noch 2 Geschwister hat und er es ja so viel besser hätte, wäre er alleine (Funfact, Zuhause alleine langweilt er sich zu Tode ohne seine Geschwister).
Ich weiß ehrlich nicht mehr, wie ich ihm da helfen kann. Wir unternehmen natürlich auch ab und zu etwas. Aber aktuell habe ich den Eindruck, dass es egal ist was wir machen oder nicht. Wir können sowieso nicht mit XY mithalten. Was ich auch nicht will und kann.
Eine Bekannte meinte ihr Sohn hätte auch so eine neidische Phase gehabt und es wäre vergangen.
Mein Sohn ist jetzt 6,5 und so eigentlich ein ganz vernünftiger Junge. Aber bei Kontakt zu dem Jungen scheint es bei ihm irgendwie auszusetzen.
Vielleicht hat hier ja jemand schon mal etwas Ähnliches erlebt.
Ich bedanke mich schon mal für eure Ratschläge.

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Hmm, kein einfaches Thema. Damit tun sich ja auch Erwachsene oft schwer.

Unsere Tochter ist 7 Jahre und hat auch mit so 6 Jahren angefangen zu verstehen, dass Menschen eben unterschiedlich sind und auch materiell anders aufgestellt. Bei uns ging es um ein eigenes Pferd, Tablett. Was sie beides nicht hat, Freundin aber schon.

Wir haben mit ihr grundsätzlich über das Thema arm/reich gesprochen. In beide Richtungen. Und auch mit ihr gesprochen, dass Geld nicht unbedingt glücklich macht. Sie gefragt, wann sie besonders fröhlich ist und was sie gerne macht. Da kamen auch Beschäftigungen, die nicht viel oder kein Geld kosten. Wichtig war ihr immer, dass ihre beste Freundin dabei ist und haben ihr versucht den Wert von Gesundheit und dem, was wir haben (Familie, Cousinen, Cousins, auch Materielles etc.) vor Augen zu führen. Was genau sie verinnerlicht hat, kann ich gar nicht genau sagen, aber sie geht jetzt irgendwie reifer mit solchen Themen um.

In Eurem Fall würde ich versuchen zu erklären, dass die ganzen Aktivitäten vielleicht auch deshalb unternommen werden, weil der Junge sonst alleine daheim sitzen würde. Weil er eben keine Geschwister hat. Und vielleicht genau so auf Euer Kind schaut und sich diesen Trubel wünschen würde. Ladet ihn vielleicht mal ein.

Was ich allerdings versuchen würde zu vermeiden, ist das Vergleichen und Versprechungen zu ähnlichen Aktivitäten etc. Dann vergleicht Dein Sohn vermutlich nur noch mehr.

Lieber Gruß Krabbe

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Danke für deine Tipps. Der Junge ist eigentlich 1x die Woche bei uns. Meistens spielen sie schön, aber oft kommt auch "warum hast du keinen eigenen Fernseher im Zimmer? Warum können wir nicht Fernsehen wann wir wollen?".
Ich versuche nicht die gleichen Sachen zu versprechen, sondern nur bei den Dingen, die wir eh regelmäßig machen. Also z.Bsp. sage ich, dass wir doch erst mit ABC im Indoorspielplatz waren, oder er nächste Woche doch dort hingeht bei Ms Geburtstag. Völlig abwegige Dinge bügel ich gleich ab.

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Puh, wenn der Junge selbst noch ein kleiner Angeber ist, macht es das für Deinen Sohn ja noch schwerer…

Vielleicht mal mit Beiden sprechen über so Themen..?

Thema Fernsehen (wie bei uns Tablet) wäre bei mir allerdings schnell erledigt…. Da sprechen für mich ganz andere Gründe als materielle dagegen, dass diese Geräte bei einem Spielbesuch von 6 Jährigen nicht nötig sind. Das kommuniziere ist hier auch recht klar und ehrlich.

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Hallo!
Hm, ich vermute, eine gewisse Portion Neid ist in dem Alter völlig normal. Mit wachsender Lebenserfahrung lernen wir, die Dinge zu schätzen, wie sie sind. Meiner Tochter erkläre ich, dass es doch viel schöner ist, wenn ihre Freundinnen und sie nicht alle das gleiche haben. So sind gegenseitige Spielbesuche doch viel interessanter. In dem von dir geschilderten Fall scheint es bei dem Materiellen ja im Wesentlichen um Unterhaltungselektronik zu gehen. Dass dieser Junge sich das ganze Zeug wünscht, lässt mich erstmal vermuten, dass ihm zuhause offenbar sehr langweilig sein muss; eigentlich bedauernswert. Meiner Meinung nach lässt sich in diesem Zusammenhang sehr gut mit pädagogischen Zielen argumentieren.
Auf die Frage, warum sie nicht fernsehen dürfen, würde ich ganz stumpf antworten, dass man sich zum Spielen und nicht zum Fernsehen verabredet hat.
Wenn du die andere Mutter kennst, könntet ihr euch ja vielleicht mal abwechseln. Mal unternimmt sie etwas mit beiden Kindern, mal du.
Liebe Grüße!

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Ich würde sowas nicht allein mit Geld oder Zeit begründen, damit er vom "Problem" Geschwister weg kommt.
Du kannst ihm schon klar machen, dass du auch ohne weitere Kinder so ticken würdest.
Eigener Fernseher - nicht nötig
unbegrenzt fernsehen - ungesund
50 km weit zum Eislaufen - sehe ich als besonderen Ausflug, ich habe keine Lust das nach Feierabend zu machen...

Mein Kind - und das ist zumindest bei mir schon ziemlich verwöhnt - hat auch diese Phasen von "aber die anderen". Wobei es das eher um dürfen als um haben geht.
Da gibt es von mir eine Begründung, warum ich das so handhabe und dann ist gut. Er darf dann eben auch, wenn er bei "den anderen" ist, aber sie dürfen bei uns eben nicht.

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Danke. Ja, du bringst es auf den Punkt. Man würde dies auch mit nur einem Kind nicht alles machen.
Ich werde das wohl noch einmal deutlicher machen müssen.
Oft denke ich es geht ihm gar nicht um das Haben. Wir haben eine Konsole usw. Eher darum alles bestimmen zu dürfen. Und das gäbe es auch mit eigenem Tablett nicht.

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Ich kenne das sehr gut, meine Kinder sind 12 und 9.

Die Kleine ist eher genügsam, aber der Große hat seit ein paar Jahren einen Freund, bei dem das ähnlich läuft. Einzelkind, Eltern haben VIEL Geld und WENIG Zeit für den Junior. Er bekommt alles, und damit meine ich alles, was er sich wünscht. Dass er tatsächlich mal irgendwann zum Mond fliegen möchte, wäre nicht ausgeschlossen.

Wir hatten auch schon etliche Diskussionen diesbezüglich. Ich argumentiere auch, dass er quality time mit uns und seiner Schwester hat, wovon der andere Junge unter Umständen nur träumt. Je größer er wird, desto unwichtiger scheint dies für ihn zu werden. Er ist in der Pubertät und fängt an, sich abzunabeln. Ich verwöhne meine Kinder im angemessenen Rahmen - manchmal vielleicht sogar ein bisschen mehr, weil ich es einfach gerne mache.

ABER: Und das würde ich selbst so handhaben, wenn ich Multimillionär wäre: ich finde nicht, dass es sein muss, dass man jeden Wunsch von den Lippen abgelesen bekommt. Erzieherisch nicht wertvoll, es sei denn als Eltern legt man Wert darauf seine Kinder bis ans Lebensende finanziell zu unterstützen. Denn wer weiß ob das unselbstständige Kind, welches ja nie mal was eigenmotiviert leisten musste, diesen Lebensstil später weiterführen kann.

Bearbeitet von lovingmum
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Wir haben unseren Kids -- wenn andere Kids sie neidisch machen wollten bzw. angegeben haben-- immer gesagt, dass die Kids das für sich brauchen, weil sie selber neidisch sind auf das was unsere Kids haben.

"Wer angibt hat es meistens nötig"--- das hat ganz gut geklappt, so dass unsere Große schon in der 5 Klasse nur noch genervt war, wenn andere Kids gesagt haben " aber ich habe das und das zu Hause.." weil sie genau wusste, dass die Kids dafür ja nichts geleistet haben --- sie hat ihr Geld gespart und sich dann Sachen gekauft und war ganz stolz darauf.
Auch jetzt aktuell in der 9 Klasse-- Skifahrt der Schule-- alle Angeber gehen ihr total auf den Nerv und sie hält sich davon fern--- komisch, dass das ganz viele machen und dadurch besagte Angeber kaum Freunde hat.

Der Kurzer (9) kam auch schon nach Hause mit " XX hat schon ein Handy" und er möchte auch eins-- klare Ansage von uns er bekommt eins wenn er in die 5 Klasse kommt... vorher nicht-- da diskutieren wir auch nicht, egal wie oft er damit ankommt-- es gibt immer die gleiche Ansage.

Auch bei anderen Dingen " aber XX macht"-- schön, wir machen das nicht.

Wir erklären nicht groß die Gründe, wenn es nicht nötig ist ( XX fliegt in den Urlaub nach.../ XX hat eine eigene Switch...)--- wir würgen es quasi ab. "Schön, wir machen was anderes im Sommer." " Du kannst auf eine Switch sparen."


Ich würde auch nicht die Geschwister als Gegengründe vorschieben, dass kann Ärger geben.

Und ich würde versuchen, dass Abholen anders zu gestalten, denn wenn der Junge das quer über den Schulhof brüllt, dann möchte der Junge ja auch nur Aufmerksamkeit und Neid bei den anderen Kids erwecken--- wir sagen unseren Kids immer, dass man in der Öffentlichkeit so redet, dass nur wir das verstehen und nicht "die ganze Strasse"-- das sie die Flüstertsimme rausholen sollen.

Und bei Fragen " was machen wir heute?" im Beisein von andere Kids habe ich immer geantwortet" lass dich überraschen.."

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Hallo,

in der akuten Situation ist das natürlich schwierig - aber mir war immer wichtig, dass mein Sohn Kontakte nach "oben" und nach "unten" hat.
D.h. ich habe ganz früh Freundschaften zu Familien, die mehr, aber auch die weniger haben als wir, gefördert. Und mit ihm schon im Kindergarten darüber gesprochen, dass Geld allein nicht glücklich macht, dass ein Herz am rechten Fleck viel mehr zählt etc.

Wir hatten Glück, die Saat ist aufgegangen, und inzwischen feiert er (16) mit seinen "reichen" Kumpels vom Gymnasium und mit dem Freund aus dem Kindergarten, dessen Mutter kaum was verdient, zusammen.

Was passiert denn eigentlich, wenn Du Deinen Sohn fragst, ob er seine Geschwister ernsthaft gegen das Leben, das der andere Junge führt, eintauschen würde? Keine Wärme und Nähe, kein gemeinsames Quatschmachen im Badezimmer oder beim Abendbrot, bei jedem Familienfest als einziges Kind alleine rumhängen, im Urlaub keiner zum Spielen... Vielleicht bringt ihn das zum Nachdenken, dass er eigentlich der "reichere" von beiden ist.

Liebe Grüße,
Tiger

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Ich glaube da würde ich zu viel Verlangen wenn ich ihn das Fragen würde. Er ist ja erst 6 und einfach noch sehr leicht zu beeindrucken.
Er ist sehr glücklich mit seinen Geschwistern und seine Schwester ist seine beste Freundin. Es geht ihm weniger ums Haben (wir haben die gewünschten Dinge alle), sondern scheinbar um das Bestimmen. So hab ich das heute zumindest nach der Schule verstanden.
Ich werde das mal weiter beobachten und sehen ob ich die Freundschaft weiter fördern werde.

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Neid und Eifersucht sind vollkommen normale, menschliche Eigenschaften die man nicht immer steuern kann.
https://www.urbia.de/forum/6-kids-schule/5747142-wie-geht-ihr-mit-neid-eurer-kinder-um
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