Schielen /Behandlung/Abkleben ja/nein

Hallo..
bin gerade etwas verwirrt.
Meine Tochter (4) fing mit fast 3 plötzlich an zu schielen. Sie bekam dann eine Brille und Augenpflaster, wir waren in Gießen in der Uniklinik, gleiches Spiel, neue Gläser, aber weiter augenpflaster. Nun war ich mal zum Versuch die Brille reparieren zu lassen beim Optiker hier im ort, da hat ich direkt einen militanten gegener der Abklebe Methode erwischt, der mich auch nicht mit einem 45 minütigen Vortrag (zwischen Tür und Angel) verschonte und meinte, Kinder müssen schon mit 3 oder 4 operiert werden dann können die das räumliche sehen noch erlernen. Heute war ich dann wieder beim Augenarzt, hab die darauf angesprochen, dort war man der Auffasung, OP´s im Vorschulalter wären erfolgversprechender und das röumliche sehen kriegt man eh nicht mehr richtig herbei. Wenn man jetzt operieren würde, wär möglich, dass danach ncoh paarmal operiert werden würde, weil die ergebnisse andere wären als in 1-2 Jahren.
Bin jetzt total verwirrt und würde gerne von den Mamis der Schulkinder wissen,wie ihr gefahren seit. Pflaster, oder nicht Pflaster..nützt das überhaupt was, oder ist das bloß eine Beschäftigungstherapie für Eltern?
Bin ziemlich ratlos, geht immerhin um die Augen meines Kindes!
LG sopi

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hallo
mein sohn (4,5) wurde letztes jahr operiert. vor der op hatte er einen schielwinkel von 24°. nach der op restschielwinkel 5°. wunderbar dachte ich. nach 2 wochen waren es wieder 14° und nach 4 wochen wieder 24°. abgeklebt haben wir im alter von 10 monaten für 6 monate.
morgen haben wir den zweiten op-termin. bei außenschielern wäre es fast normal, dass eine folge-op notwendig ist. die angst, dass er das räumliche sehen verliert, bzw. duch das schielen (das hirn möchte keine doppelbilder und schaltet so ein auge ab) die sehkraft auf einem auge verkümmert ist zu groß.
in unserem kindergarten war ein junge(6) der extrem schielte, aber problemfamilie und keine zeit für kinder ...bla bla
bei ihm ist der zug abgefahren. er ist jetzt 8 ,die mutter meinte das die ärzte in dem alter eh nichts mehr machen können.

mir wurde auch gesagt, dass das beste alter zwischen 3 und 5 jahren wäre, danach werden die erfolgschancen immer geringer.

ich kann mich in ein paar wochen wieder bei dir melden und dir
berichten ob die op erfolgreich war.

bis dahin , drück uns die daumen
petra

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Hallo Sonja,
wir waren mit unseren Töchtern bei einem Arzt in Berlin, der auf Schielen spezialisiert ist. Er hat uns erklärt, dass man räumliches Sehen nur in den ersten beiden Lebensjahren erlernt, danach nicht mehr. Wenn nun Deine Tochter erst mit fast 3 tatsächlich angefangen hat zu schielen, so hat sie vorher räumliches Sehen gelernt. Was die Schiel-OPs angeht, so gibt es kaum Kliniken oder Ärzte in Deutschland, die ein schielendes Kind so operieren können, dass es danach räumliches Sehen wiedererlangt. Dieser Arzt in Berlin kann es, ich kenne eine Mutter, deren Tochter von ihm erfolgreich operiert wurde! Voraussetzung ist natürlich, dass das Kind die ersten Jahre tatsächlich nicht geschielt hat oder aber bereits als Baby von ihm erfolgreich operiert wurde. Der Unterschied zu anderen Schiel-OPs ist bei ihm, dass er den Schielwinkel mit sogenannten Prismenbrillen exakt aufbaut und dann punktgenau operiert. (Er ist nicht nur Augenheilkundler sondern auch Optometrist und hat deswegen einen komplett anderen und umfassenderen Ansatz. Allerdings ist er auch Privatarzt, weil die Schielbehandlung so aufwendig ist, dass die Pauschalen der Krankenkassen dies nicht abdecken.) Bei großem Schielwinkel sind evtl. zwei OPs notwendig. Danach ist der Erfolg stabil und das räumliche Sehen ist wieder da.
Bei unserer Tochter konnte leider nicht operiert werden, weil der Arzt feststellen konnte, dass sie bereits als Baby ein Mikroschielen hatte, weshalb sie nie räumliches Sehen erlernen konnte. (Von dem Arzt haben wir leider erst erfahren, als unsere Tochter bereits sechs Jahre alt war.) Immerhin hat sich dadurch aber gezeigt, dass er nicht einfach wild aufs Operieren (und damit Geldverdienen ist,) sondern einfach ehrlich ist. Er nimmt sich auch viel Zeit für alle Fragen und erklärt sehr gut, auf die Kinder geht er sehr gut ein.
Ansonsten gibt es tatsächlich nur die Möglichkeit mit dem Abkleben zu versuchen, Schadensbegrenzung in dem Sinne zu erreichen, dass das Schielauge nicht schwachsichtig wird - und natürlich eventuelle weitere vorhandene Fehlsichtigkeiten (z.B. Weitsichtigkeit) mit einer Brille auszugleichen. Bei unserer Tochter hat das Abkleben leider bewirkt, dass auch das Führungsauge leicht schwachsichtig geworden ist - irreversibel; und das, obwohl oder weil (?) wir uns an die Abklebeempfehlungen unseres hiesigen Augenarztes gehalten hatten. Sie hat nun zwei nicht besonders gute Augen.
Ich kann Dir nur empfehlen, Dich eingehend zu informieren und beraten zu lassen. Solltest Du mehr Informationen von mir haben wollen, kannst Du mich gerne anschreiben.
Alles Gute für Deine Tochter
Claudia

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Bei meiner Tochter ist das alles schon einige Jahre her.

Ich habe sehr früh festgestellt, dass sie auf einem Auge schielt.-

Mit einem Jahr war sie schon in Behandlung, da konnt man damals noch nicht so viel machen, da das Kind selber keine Angaben machen konnte.

Mit dreieinhalb die erste "große" Untersuchung in der Augenklinik, vorher allerdings schon Behandlung mit abkleben und vor allen Dingen, ständiges Trainig bei der Orthoptistin.

Der Schieleffekt bei meiner Tochter war so schlimm, dass ich froh war, dass sie das selber noch gar nicht zur Kenntnis nehmen konnte.

(Sie ist auch glücklicherweise nie deswegen gehänselt worden, weil sie von Anfang an eine Brille trug)

Ich habe mich immer lange und ausführlich mit der Orthoptistin unterhalten, sie hat mir geraten, mit einer OP zu warten, bis meine Tochter in einem Alter ist, das selber zu wollen, denn diese OP hätte bei ihr nur kosmetischen Charakter.

Meine Tochter ist heute 22 Jahre alt, der Schieleffekt ist weg, man kann es nur sehen, wenn sie müde ist und mal kurz die Brille abnimmt.
Das haben wir mit einer konesquenten Behandlung geschafft, ging also auch ohne OP.

>>>Pflaster, oder nicht Pflaster..nützt das überhaupt was, oder ist das bloß eine Beschäftigungstherapie für Eltern? <<<

Mir scheint, man hat dir das alles nicht ausführlich genug erklärt.

Bei uns ist das ja schon 20 Jahre her, vielleicht gibt es ja heute Alternativen, aber eine OP, von der ich nicht genau weiß, ob sie überhaupt nötig und hilfreich ist, würde ich meinem Kind, das sich ja kaum wehren kann, nicht zumuten.

Viel Glück

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Hallo Sopi,
abkleben und Schiel-OP sind zwei paar Stiefel: Abkleben ist ganz wichtig, damit das schielende Auge keinen Sehkraftverlust erleidet, was bei Kindern recht schnell gehen kann, wenn immer nur das gleiche Auge in Schielstellung geht. Das schielende Auge wird zum Sehen "gezwungen", indem das "gute" Auge abgeklebt wird. Das ist sehr wichtig und darf nicht unterschätzt werden! Zur OP: Falls Deine Tochter wirklich erst mit drei Jahren angefangen hat, zu schielen, hat sie räumliches Sehen entwickelt und gehört sofort operiert. Die Chancen für eine erfolgreiche OP sind in diesem Fall gut, da die Augen die Zusammenarbeit gelernt haben, was bei sehr frühem Schielbeginn nicht der Fall ist. ABER: Was viele Eltern nicht wissen: Es gibt auch ein kosmetisch unauffälliges Schielen, das trotzdem die Entwicklung der beidäugigen Zusammenarbeit unterbindet. Deshalb ist es ganz wichtig, abzuklären, ob Deine Tochter tatsächlich erst mit 3 Jahren angefangen hat, zu schielen, oder ob vorher ein so genannter "Mikrostrabismus" bestanden hat. Wie war der Schielbeginn? Hat sie über Doppelbilder geklagt? Hat sie vermehrt ein Auge zugekniffen, sich unsicher verhalten etc.? Ist das nicht der Fall, hat sie wahrscheinlich vorher schon ein Minischielen gehabt, dessen Schielwinkel sich vergrößert hat.
Gießen ist übrigens mit Sicherheit eine gute Adresse bei Schielerkrankungen, weiß ich noch von meiner Ausbildung, mit Sicherheit kannst Du auf die Meinung eher vertrauen als auf einen Optiker, ist schließlich ein anderes Fachgebiet.
Sorry, daß es so lang geworden ist, aber ich hoffe, ich konnte Dir helfen.
Viele Grüße, Nicole (die früher Orthoptistin war und in einer Sehschule gearbeitet hat)

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Hallo sopi..

Mein Sohn hat auch stark geschielt und das abkleben ist sehr wichtig. Das hat allerdings nichts damit zu tun, das sich der Schielwinkel verkleinert, sondern das Deine Tochter ständig (durch das Schielen) nur mit einem Augen guckt und das andere Auge durch das nicht benutzen sehr Sehschwach wird.

Wir haben bei meinen Sohn ca. 2 Jahre abgeklebt und mit knapp 6 Jahren wurde operiert.

Er hatte einen Schielwinkel von 23 Grad und die OP war 100 % Erfolgreich. Er hat überhaupt keinen Schielwinkel mehr, weder nach außen noch nach innen.

Das räumliche Sehen hat sich bisher leider nicht wieder eingestellt.

LG Ivonne

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Da muss man differenzieren. Das Abkleben macht nicht viel mit dem Sehwinkel, aber es zwingt das Gehirn, die Signale vom "schwachen" Auge zu verarbeiten, sonst wird das Auge zentral "stillgelegt" und einfach ignoriert, im schlimmsten Fall ist ein Kind dann auf dem Auge blind.

Die OP korrigiert den Sehwinkel und eine Chance auf raeumliches Sehen gibt es nur wenn vor dem Schulalter operiert wird. Viele Menschen haben kein raeumliches Sehen und kommen prima im Alltag damit klar - einige Berufe fallen damit aus (beidaeugig mikroskopieren ist nicht drin ;-) )

LG

Catherina

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Hallo,
Vielen lieben Dank für eure Antworten!
Ich werde jetzt mal versuchen einen Termin bei einem anderen Augenarzt zu ergattern um mal eine Zweitmeinung einzuholen.
Es wurden ja mit ihr Tests gemacht, mit so 3D Bildern, die sie auch noch gut erkennen konnte, demnach müsste sie ja bissl räumliches Sehen haben, was ja der Theorie entspräche, dass sie tatsächlich in den ersten Beiden Jahren noch nicht wirklich geschielt hat, andererseits hat sie sich seitdem das Plötzlcihe Schielen auftrat auch nicht sonderlich "unnormal" verhalten, was wiederum darauf deuten würde, dass sie voher schon minimal geschielt hat.
Das Schlimme ist, dass die Ärzte in Gießen und auch die Orthoptistin nur auf konkrete Fragen hin überhauptmal mit der Sprache rausrücken und ich ja nicht so "bewandert" auf dem Gebiet bin. Werde jetz mal den anderen Arzt genau ausquetschen, ob noch eine Möglichkeit für räumliches Sehen besteht oder nicht.
Das mit dem Abkleben wurde mir auch nicht sonderlich erklärt, aber so wie ihr es schreibt ist es ja doch sehr wichtig, ob nun OP oder nicht.
LG und vielen Dank!
sopi (ide eben die super rosa Pferdchen Pflaster in der Apotheke geholt hat;-) )

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hallo,
also auf meinen erfolgsbericht der op musst du noch wartane. wir hatten heute ein sehr negatives erlebnis was mich zu folgendem leserbrief in unserer tageszeitung gezwungen hat



Morgens viertel nach sieben in der Anmeldung des Klinikums Mannheim. An der Hand ein vierjähriges nüchternes Kind, dass einen seit Wochen geplanten Op-Termin hat.
4 Stunden später saßen wir immer noch in unserem Zimmer in dem mein Sohn tagesstationär aufgenommen wurde. Auf mehrmaligem Nachfragen wann es denn endlich losgeht hieß es ,es wäre kein Anästhesist für Kinder da. Da frage ich mich wie und warum überhaupt ein Plan erstellt wird. Dass ein Anästhesist gebraucht wird, weiß jeder Laie. Oder liegt es etwa daran, dass vielleicht jemand den Plan nicht lesen kann wann seine schicht beginnt? und solchen Menschen soll ich dann meinen Sohn anvertrauen? Was passiert wenn ein Notfall reinkommt? Ist dann auch kein Arzt da? oder liegt es etwa daran, dass wir nur ganz normale Kassenpatienten sind?
auf mein nachfragen ob das noch etwas wird hieß es dann "Naja, die nächste halbe Stunde auf gar keinen Fall" und dann? Die Station für ambulante Operationen schließt jedenfalls um 15Uhr. Mir blieb nichts anderes übrig, als meinen Sohn von seinem Hunger und Durst zu befreien und das Klinikum fluchtartig und sehr verärgert zu verlassen. Da dies nicht meine erste Erfahrung in dieser Art war bin ich umso wütender. Jedenfalls hatte ich nicht das Gefühl, dass noch irgendjemand großes Interesse daran hatte, dass die Op noch an diesem Tag durchgeführt wird.

im moment möchte ich keinen op termin machen. denn ich bin stocksauer
gruß petra

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Hallo Sonja,

wie heißen die rosa Pferde Pflaster???

Wäre Dir sehr sehr dankbar #danke, wenn Du es mir verraten würdest.

Mit der Farbe Rosa kann ich mein Feechen immer locken #huepf

Ich muss demnächst ihr Auge abkleben, sobald ihr Bein wieder verheilt ist (sie hatte in den letzten drei Wochen vier Bein OPs #heul )

Dir alles Liebe

Petra *mit Feechen, die sich schon verächtlich die Piraten Pflaster angeschaut hat*

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Ich bin absoluter Abkebe-Befürworter.

Mein Großer hat ein angeborenes Iriskollobom, dass bis auf den Sehnerv geht.
Ein Auge wird also praktisch nicht benutzt.
Es bestand die Gefahr, dass es "wegrutscht", er also stark schielen würde.
Operativ kann man da nichts machen, die fehlenden Nerven sind nicht zu ersetzten. Es wäre nur eine Schönheits-OP.

Ich war damals mit ihm an der Augenklinik in Berlin-Buch, da riet man mir zum Abkleben.
Hab ich auch gemacht, obwohl es furchtbar war für alle und er auch nie lange durchgehalten hat.
Erfolgreich war es trotzdem!

Er hat wohl in den ersten Lebensjahren versucht, das kaputte Auge mitzubenutzen. Aber wie andere hier schon sagten, das Gehirn blendet dann das falsche Bild einfach aus.
Durch das Abkleben war er gezwungen, auch auf diesem Auge zu sehen.
Zum Schielen kam es nie.